FSME : Epidemiologie und Klinik
Im Lancet vom 31.Mai 2008 finden interessierte Leser einen sehr schoenen Artikel ueber die FSME mit epidemiologischen und klinischen Daten.
Das FSME (Frühsommermeningoenzephalitis)- Virus gehört zur Gruppe der Flaviviren (andere Flaviviren sind z.b. das Dengue-Virus, dasGelbfiebervirus, das West-Nile-Virus und das Virus der japanischen Enzephalitis)
Epidemiologie
Im englischen Sprachgebrauch wird der Name TBEV (Tick-borne Encephalitis Virus ) gebraucht. Es gibt 3 Subtypen von FSME:
- den Europäischen Typ (FSME-EU)
- den sibirischen Typ (FSME-Sib) und
- den fernöstlichen Typ (FSME-FE).
Übertragen wird das Virus durch Zecken (Vektoren) und zwar der europäische Typ durch Ixodes ricinus, und die anderen beiden Typen I.persulcatus. Die geografische Verteilung der beiden Zeckenarten ist auf Bild 1 zu sehen. Blau der Lebensraum von I.ricinus, violett der Lebensraum des I.persulcatus, und grün, dort wo beide Zecken vorzufinden sind.
Die Endemiegebiete für FSME, also die Gebiete in denen die Zecken mit FSME infiziert sein können, ist mit der rot-gepunkteten Linie markiert.
Das FSME Virus wird durch infizierte Zecken über den Speichel übertragen, dies erfolgt innert Minuten nach dem Stich. Anders als bei der Borreliose nützt also eine frühe Entfernung der Zecke nichts, da die Übertragung zu Beginn des Stiches erfolgt.
Die Zeckenaktivität bei uns beginnt im Frühling, sobald die Temperatur ca. 6° beträgt, und hält dann meist bis in den November an. Je nach Feuchtigkeit und Wärme, kann die Aktivität der Zecken zu oder abnehmen. In verschiedenen Untersuchungen, gerade aus den baltischen Ländern, oder aus Länder der früheren UDSSR, sieht man, dass v.a. Leute aus sozioökonomisch schlechter gestellten Schichten häufiger an FSME erkranken. Die Ursache hierfür ist vermutlich das vermehrte Suchen von Pilzen und Beeren in den Wäldern, was auch von Sarah Randolph am ECCMID 2008 diese Jahr gezeigt wurde.
Bei schneller Erwärmung im Frühling, kommt es zum gleichzeitigen "Erwachen" der Larven und Nymphen, dadurch findet man dann an den Zwischenwirten sowohl Larven alsauch Nymphen gleichzeitig. Falls nun nur eine dieser Zecken infiziert ist, wird der Zwischenwirt virämisch und infiziert alle anderen gleichzeitig saugenden Zecken mit, und dadurch breitet sich das FSME Virus in der Zeckenpopulation schneller aus (siehe auch ECCMID Beitrag Sarah Randolph, S. 11).
Klinik der FSME Enzephalitis
Die Inkubationszeit nach Zeckenstich beträgt im Mittel 8 Tage (4-28). Im ersten Stadium sind die Symptome sehr unspezifisch, meist Fieber , Müdigkeit, gelegentlich Glieder- und Kopfschmerzen. dann kommt es nach einer Woche ca. zu einer symptomlosen Phase, bevor dass das zweite Stadium auftritt. Dieses variiert in der klinischen Manifestation sehr stark, es kann von einer leichten Meningitis bis hin zur schweren Encephalitis mit oder ohne Myelitis führen, meist haben die Patienten hier nochmals hohes Fieber. Der biphasische Verlauf mit quasi zweimaligem Fieberanstieg, lässt einem oft an die FSME denken.
Nicht alle Menschen entwickeln Symptome. Bei einem Grossteil verläuft die Infektion inapperzeppt, eine schwedische Studie hat gezeigt, dass ca. 2.4% pro Jahr eine Serokonversion machen, aber davon nur 25% symptomatisch waren. Im zweiten Stadium findet man häufig eine Liquorpleozytose mit initial polynucleärer , später mononukleärer Ausprägung. MRI und EEG sind unspezifisch. Diagnostisch ist die die Serologie, IgM und IgG sind meist im zweiten Stadium schon vorhanden, und die intrathekale Produktion kann hinetennachhinken, ist aber ab dem 10.Tag meist vorhanden. Die PCR , welche die Virämie im Blut nachweist, ist nur in der ersten Phase vorhanden, und im Liquor, welcher meist in der zweiten Phase abgenommen, ist die PCR wird sehr häufig negativ.
Es gibt keine belegte gut wirksame Therapie der FSME, und die Klinik kann schwer verlaufen. Vor allem bei zunehmendem Alter sind schwerwiegende Verläufe gehäuft, wie nebenstehende Abbildung zeigt. Corticosteroide bringen nichts, und es gibt nur einen Fallbericht, wo eine Person mit Steroiden und Plasmaaustausch behandelt wurde und so die Progression gestoppt werden konnte. Wie so oft, es ist ein Einzelfall und ob wirkich die Therapie hier geholfen hat, oder es ein Spontanverlauf war, bleibt offen (vergleiche dazu aber auch den Bericht über zwei erfolgreiche Behandlungen einer Masern-Encephalitis)
Gerade weil es keine Therapie der FSME gibt, ist eine Prophylaxe für Menschen mit Expositionsrisiko indiziert. Die Impfung schützt effektiv vor der FSME und wird üblicherweise 3 mal verabreicht. Die Erfahrungen mit der Impfung sind sehr gut, v.a. Österreich hat sehr viel Erfahrung, und es kommt vielleicht in 15-20% der Fälle zu leichten lokalen Reaktionen oder auch mal zu einer leichten Fieberreaktion, aber alles ohne bleibende Schäden.
Bei einer durchgemachten FSME hingegen bleiben leider häufig Schäden zurück! Deshalb wird die Impfung in Endemiegebieten sehr empfohlen, einerseits verhindert sie die schwerwiegenden Folgen der FSME effizient, und andererseits ist sie sicher.
Quelle: Lindquist, The Lancet 31.5.2008
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