Soll für Hämodyalise Katheter ein antibiotischer Lock empfohlen werden oder nicht?

Eine israelische Forschergruppe hat eine Meta-Analyse zur Wirksamkeit antibiotischer "Locks" fuer die Vorbeugung von Katheter-assozierten Infektionen bei Haemodialyse-Patienten durchgefuehrt.

Es wurden insgesamt 162 Publikationen zum Thema gefunden, letztendlich erfüllten 16 Publikationen die Qualtitätsansprüche der  Metaanalyse.

Die 16 Publikationen wurden im Zeitraum 1998-2006 publiziert. In 11 Studien wurden antibiotische Katheter-Lock-Lösungen verwendet, in 5 Studien waren es nicht -Antibiotika-haltige Lösungen. Alle Lösungen wurden mit Heparin-Lock verglichen und der follow up war zwischen 6 und 16 Monaten.

In den Studien wurden verschiedene antibiotische Lösungen verwendet (Gemtamicin, Gentamicin und Vancomycin, Gentamicicn und Cefazolin, Cefotaxime, oder Minocycline).

Die Metaanalyse kommt zum Schluss, dass eine antibiotische Lock-Solution als präventive Massnahme für Haemodialyse-Katheter eingesetzt werden soll. Die "number needed to treat" (NNT) betrug lediglich 4 pro verhinderter Katheterinfektion. Mit anderen Worten: um einen Fall mit Katheterinfekt zu verhindern muss bei 4 Patienten die antibiotische Katheter-Lock-Lösung angewandt werden. Die NNT von 4 ist tief und bei jeder tehrapeutischen Studie wäre das ein super Resultat. Ist das Resultat der Metaanalyse ebenfalls gültig?

Es fällt auf, dass in der Metaanalyse sehr heterogene Studien eingeschlossen wurden, zudem wurden in 3 von den 11 Studien mit AB-Lock auch topische Antibiotika oder speziell Jodhaltige lokale Desinfektionsmittel verwendet. Die Autoren selbst sagen in der Diskussion dann auch, dass der Effekt einer Prävention bei den Studien, die zusätzlich topische Antibiotika oder zusätzliche desinfizierende Massnahmen lokal angewendet haben, viel höher war. Da stellt sich meines Erachtens die Frage, ist vielleicht die Pflege der "exit site" nicht sogar wichtiger als eine AB Lock Solution?

Von den 5 Studien , wo keine AB-Lock Solution verwendet wurde, wurden in 2 Studien nasales Mupirocin und eine Chlorhexidine/Jod Lösung für die "exit site" verwendet. In diesen beiden Studien wurde ebenfalls ein deutlicher präventiver Effekt auf Katheter-assozierte Infekte gefunden. Was wiederum die Hypothese stützt, dass doch die Pflege der Einstichstelle entscheidend ist.

Wenn wir nun bei allen Haemodialyse Kathetern einen antibiotischen Lock verwenden würden, wissen wir nicht was die langfristig zu erwartenden Veränderungen auf die Resistenzlage der Hautkeime wäre. Die Autoren selbst deuten die Resistenzbildung an, weisen darauf hin, dass es bisher nicht gezeigt werden konnte, dass durch eine Katheter-Lock Solution Resistenzen verursacht werden. Aber die Beobachtungsperiode war kurz, und die Studien waren auch gar nicht darauf angelegt. Hierfür müssten langfristig angelegte Studien durchgeführt werden.

Meiner Meinung nach, wird gerade auch durch diese Metaanalyse klar gezeigt, dass auch die Pflege der Einstichstelle viel mehr Beachtung geschenkt werden muss, denn hier ist die Eintrittspforte für die meisten Katheter assozierten Infekte, und hier können wir vermutlich durch geeignete Pflege, desinfizierenden Massnahmen, etc., eine gute Prävention erzielen.

Quelle: Yahav et al, CID, electronic edition 22.5.08