HIV-Therapie: Resistenzen proaktiv verhindern

Eine Arbeit aus Afrika lehrt uns, was wir schon längst wissen und vermehrt tun sollten: Resistenzen vermeiden, nicht nachweisen!

Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Und dennoch: wir haben noch immer ein reaktives Verhalten in Bezug auf die HIV-Resistenzentwicklung. Wir messen in der Routine eigentlich immer nur den Therapieerfolg mit der HIV-Viruslastbestimmung. Doch eigentlich sollten wir die regelmässige Tabletteneinnahme (Adherence) so fördern und messen, dass wir sicher sind, dass gar keine Therapieversager auftreten können.

Die soeben im PLoS Medicine publizierte Studie aus Afrika wurde in mehreren Ländern an über 1900 Patienten durchgeführt. Die Autoren haben den Voraussagewert von CD4 Werten und Medikamentenadherence für ein virologisches Versagen gemessen. Interessanterweise hat die Messung der Adherence (hier durch Messung der abgegebenen Medikamente) den besseren Voraussagewert für ein Therapieveragen mit einem Anstieg der Viruslast über 1000 Kopien/ml nach 6 und 12 Monaten Therapie (nach primär guter virussuppression < 400/ml).

Im Editorial der gleichen Nummer geht David Bagsberg noch einen Schritt weiter: Er sagt, dass diese proaktive Haltung bei der Vermeidung von Therapieversagern ein regelrechter Paradigmenwechsel in der HIV-Therapie darstellt. Tatsächlich interessieren wir uns in St. Gallen auch schon seit vielen Jahren für diesen alternativen Weg der Medikamentösen Therapie: Wir schulen die regelmässige Medikamenteneinnahme bereits bevor die Therapie beginnt. Jeder Patient, der eine Therapie beginnt, macht dies mit einem sogenannten MEMS, einer elektronischen Pillendose, welche die Entnahme von Pillen registriert und dem Patienten ein Feedback erlaubt, wo er mit seiner Medikamenteneinnahme steht. Ein Paradigmenwechsel also, den wir schon längst vollzogen haben.

Quelle: Bisson et al, PLoS Medicine, 2008 5:e109

Editorial von David R. Bangsberg

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