Quantiferon-Test kann Tuberkulose voraussagen

Der Tuberkulin-Hauttest gilt heute immer noch als der Standard fuer die Voraussage, ob jemand eine Tuberkulose entwickeln kann. Doch die Abloesung dieses Tests durch die neuen Methoden steht bald bevor, wie eine online-Publikation im AJRCCM zeigt.

Wenn jemand Kontakt mit einer an Tuberkulose (Tb) erkrankten Person hatte, so besteht Gefahr, dass die exponierte Person mit Tb-Bakterien angesteckt ist. Wir haben die Infektion bisher gemessen, indem wir den Tuberkulin-Hauttest machten. Der Test misst, ob das zelluläre Immunsystem schon eine gegen Tb gerichtete Abwehr aufgebaut hat. Der Hauttest hat viele Nachteile, so vor allem die Kreuzreaktion mit der BCG-Impfung, die schwierige praktische Durchführung und der Booster-Effekt (s. Diagnostik der Tuberkulose im neuen Millenium, Hoffmann et al, 2003,SMF).

Die neuen Tests setzen sich durch

Die moderne Diagnostik der Tb-Expositioin setzt nicht mehr auf den komplexen Hauttest sondern auf einen Bluttest, der die zelluläre Immunantwort auf Einweisse des Tuberkulose-Bakteriums in vitro prüft. Dabei werden die Zellen mit den Eiweissen stimuliert und anschliessend die Interferon-Produktion gemessen, sei es im Überstand (Quantiferon-Test) oder auf einem Elispot-Filterpapier (Tb-Spot). Der zweite Test ist geringfügig sensitiver, dafür auch aufwändiger in der Durchführung (s. Vergleichsstudie). Doch die Tests setzen sich mehr und mehr durch. Doch was leider noch fehlt ist eine Arbeit über den prädiktiven Voraussagewert der neuen Teste für das Auftreten einer Tuberkulose.

Quantiferon-Test spezifischer als Hauttest

In der neusten Studie von Diel et al. wurden nun zum ersten Mal Personen nach einer Tb-Exposition und Abklärung mit einem Tuberkulin-Hauttest (TST) und dem Quantiferon-Test (QFT) prospektiv untersucht. Während einem Jahr wurden alle Kontaktpersonen von Patienten mit offenen (Sputum-positiven) Tuberkulosen mit QFT und TST untersucht und der Verlauf der Exponierten während 2 Jahren beobachtet. Personen mit positivem Hauttest wurde eine INH-Prophylaxe (s. auch unseren Bericht) angeboten. Als Exposition wurde die stringente Definition von Behr et al eingesezt, welche eine kumulative Zeit von 40 Stunden Aufenthalt im gleichen Raum voraussetzt.

Insgesamt wurden 601 Kontaktpersonen von 47 Tb-Patienten eingeschlossen, alle Personen waren klinisch gesund und ohne Immunschwäche. Die mittlere Expositionszeit war 141 Stunden (40-1080), 53 waren Kinder. Insgesamt waren 40% TST-positiv doch fast die Hälfte davon waren BCG-geimpft, was die Validität des TST einschränkt. Nur 66 Kontaktpersonen 11% waren QFT-positiv und die Übereinstimmung zwischen QFT und TST war schlecht. Dies dürfte vor allem auf die hohe Impfrate zurückzuführen sein.Diel et al, QTF vs. TST

 

 

Quantiferon sagt auch Tb-Erkrankung voraus

Die nebenstehende Abbildung zeigt die Übereinstimmung zwischen QFT und TST-Resultaten. Dabei zeigt sich deutlich, dass viele TST-positive Personen im QFT negativ waren. Doch die Wertigkeit des Resultates kann eigentlich nur am Outcome – an der Entstehung einer Tuberkulose – gemessen werden. Dies ist die neue Information, welche uns die Studie mit der longitudinalen Beobachtung zeigt. Allen Exponierten mit einem positiven QFT wurde eine INH-Prophylaxe angeboten, aber nur 25 nahmen diese Therapie auch an. Keiner der 25 Personen mit INH-Prophylaxe erkrankte bis zur Manuskripteinreichung an einer Tuberkulose, hingegen sind 6 der 41, welche keine IHN-Prophylaxe machten, innert 2 Jahren an Tuberkulose erkrankt. Alle waren QFT-positiv.

Das Quantitative QFT-Resultat – Frage des Cutoffs

Der QFT ergibt ein quantitatives Resultat (Interferon-Produktion in Kultur). Wie die Abbildung zeigt, hatten alle an Tb Erkrankten (mit x markiert) einen maximalen QFT-Wert über 10 IU/ml. Damit stellt sich die Frage des Cutoffs. Die Grenze für ein positives Resultat ist immer noch bei 0.3 IU/ml angesetzt, doch die Erfahrung und auch diese Studie zeigen, dass viele Personen mit schwach positivem QFT keine wirklich relevante Tb Exposition hatten. Betrachtet man diese Studienresultate (Abb.), scheint es wohl sinnvoll, dass wir den Cutoff für einen Entscheid, eine Person mit INH zu behandeln deutlich anheben. Ein Wert zwischen 1 und 5 IU/ml dürfte vernünftig sein. Werte unter 1 sicher nicht.

Ein wichtiger Schritt in die Zukunft

Diese Studie ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft der Tb-Diagnostik. Wir sind zuversichtlicher, dass der Test wirklich das voraussagt, was wir suchen (Risiko einer Tb-Erkrankung) und wenn wir die Frage mit dem Cutoff noch in den Griff bekommen, wissen wir auch besser, wer eine INH-Prophylaxe erhalten soll. Je besser wir das Risiko einschränken können, desto einfacher fällt es uns, die relevant Exponierten zu überzeugen, eine INH-Prophylaxe einzunehmen.

Quelle: Diel et al, AmJRespCritCarMed, 14.2.2008 (e-pub ahead of print)

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