Weshalb befallen uns Viren häufiger im Winter?
Auf diese banale Fragestellung haben wir seit Jahrzehnten keine gut begruendete Antwort. Nun gibt es eine moegliche Erklaerung, wie eine Arbeit in der online-Ausgabe von Nature Chemical Biology vermutet.Auf die Frage, weshalb die Grippe und auch andere "grippeartige" Viren immer im Winter zuschlagen, gibt es die wildesten Antworten. Sicher nicht schlüssig sind Behauptungen, dass dies mit dem engeren Kontakt der Menschen im öffentlichen Verkehr zusammenhängt. Eher plausibel waren Vermutungen, wonach die Kälte physiologischerweise zu einer Zunahme der Bildung von Nasensekreten führe, was die Chance einer Aerosolbildung erhöht. Doch auch diese Hypothese wurde nie experimentell oder epidemiologisch untermauert. Auch wurde schon vermutet, dass Grippeviren in der Kälte besser überleben können.
Die Autoren der erwähnten Arbeit aus dem NIH haben nun festgestellt, dass die Lipidhülle des Influenza-virus sich bei tieferen Temperaturen verändert. In dieser Lipidhülle sind Phospholipide eingelagert. Mit Magnetresonanz-Spektroskopie konnten die Autoren zeigen, dass bei abnehmender Temperatur diese Phospholipide in der Membran besser geordnet und weniger verschieblich waren. Dieser Zustand ist zwar nicht günstig für die Infektion einer Zelle (die bei Körpertemperatur besser abläuft), aber er begünstigt die Stabilität des Virus. Ein raffiniertes Zusammenspiel von Natur, Virus und Wirtsorganismus!
Quelle: Polozov et al, Nature Chemical Biology, online 2.3.08