Genetik für eine Personalisierte Medizin

Unter dem Titel: "Big Bang der Genetik, Predicting the avoidable" haben wir bereits vom IAS in Sydney ueber die erfolge der genetischen Testung auf die genetische Praedisposition fuer eine Abacavir-Hypersensitivitaetsreaktion berichtet. Jetzt ist der Artikel im NEJM.

Die Hypersensitivitätsreaktion (HSR) war bis vor einem Jahr eine gefürchtete Komplikation der Therapie mit Abacavir die in ca. 4% der behandelten auftrat. Vor einigen Jahren haben unsere Kollegen aus Perth, Australien die genetische Disposition für dieses Krankheitsbild beschrieben. Nun hat die Firma GSK, welche Abacavir herstellt, den einzig richtigen Schritt getan und ein grosse Wagnis unternommen und eine riesige randomieierte Studie ("Predict") lanciert, welche den Nutzen der genetischen Testung auslotete.

Genetische Zusammenhänge mit Medikamentenverträglichkeiten werden in den letzten Jahren viele untersucht. Doh dies ist das erste Mal, dass der Einsatz eines genetischen Tests auch in einer randomisierten Studie geprüft wurde. Die Resultate wurden schon am IAS – Meeting im Juli 2007 präsentiert und wir zitieren (gekürzt) aus unserem damaligen Bericht:

Seit einigen Jahren wissen wir, dass ein genetischer Polymorphis-mus (HLA-B57.01) mit einer HSR assoziiert ist. Einer der wichtigsten Late-Braker war bestimmt die Präsentation der PREDICT-Daten. Diese randomisierte Studie hat untersucht, ob die Kenntnis des HLA-Typs (und Ausschluss von Patienten mit HLA-B57.01) das Management vereinfachen könnte. Da die Studie doppelblind war, wusste man nur, dass man den Patienten behandeln durfte, es bestand aber die Möglichkeit dass ein Patient doch eine HSR entwickeln konnte.

Die Studie hatte in REkordzeit 1956 Patienten eingeschlossen. 54 Patienten im Interventionsarm wurden wegen positivem HLA-B57.01 Status ausgeschlossen. Als Endpunkt wurden immunologisch (mit Patch-Test) bestätigte Fälle aber auch klinische Verdachtsfälle gewählt. Die Resultate erfreuen jeden, der an biologische Zusammenhänge glaubt: Im Interventionsarm, in dem alle HLA-B57.01 Patienten ausgeschlossen waren fand sich kein einziger Fall einer (im Hauttest) bestätigten HSR. Alle bestätigten HSR-Fälle im Kontrollarm (3.4%) waren HLA-B57.01 positiv.

Sogenannte Verdachtsfälle traten in 2.7 vs. 7.8% auf. Wir wissen, dass viele Patienten fälschlicherweise als HSR diagnostiziert wurden, was auch diese Studie wieder zeigt. Die meisten Experten sind sogar der Ansicht, dass man Patienten, die früher eine HSR-Reaktion hatten, erneut exponieren darf, wenn der HLA-B57.01 Haplotyp ausgeschlossen ist.

Die Erfahrungen der letzten Monate mit diesem Testverfahren sind ausgezeichnet. In unserem Alltag führen wir nun den Test bei jedem neuen Patienten durch, der zur Beratung in die HIV-Sprechstunde kommt, gleichzeitig mit der Resistenztestung, welche auch zu Beginn bei jedem Patienten indiziert. ist. Diese Neuerung im Management der HSR hat die Arbeit massiv erleichtert, vielen Patienten unnötige Ängste und wenigen unangenehme Nebenwirkungen erspart und letztendlich auch zu einer Kostensenkung geführt. Denn heute stehen sich die beiden Standardtherapien Kivexa und Truvada (jeweils eine Tablette täglich) gegenüber mit einem Preisvorteil von jährlich ca. 2400.-!

Quelle: Mallal et al, NEJM 7.2.2008; 358:568-79