Lymphome: Rückgang unter HIV-Therapie hält an

Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) sind eine Tumorform, welche als Folge der Immunschwäche bei HIV-Infizierten gehäuft vorkommt. Kann die HIV-Therapie längerfristig das Auftreten von Lymphomen verhindern?

Schon länger wissen wir, dass die Häufigkeit der Diagnose (Inzidenz) von Lymphomen mit dem Beginn der HIV-Therapie deutlich gesunken ist. Dies führen wir darauf zurück, dass die Immunschwäche sich mit Beginn der HIV-Therapie wieder erholt. Die Inzidenz ist seit dem Einzug der Kombinationstherapie 1996 massiv rückläufig (s. z.B. nebenstehende Abbildung aus Kirk et al, Blood 2001).

Auch Prognose verbessert
Nicht nur die Inzidenz wurde kleiner, auch die Prognose besser. Vor 15 Jahren war fast jeder Patient mit einem Non-Hodgkin Lymphom innert weniger Monate verstorben. Wenn es gelingt, die HIV-Therapie noch rechtzeitig einzuleiten, so nähert sich heute die Prognose dem Verlauf bei HIV Negativen (Biggar et al, JAIDS 2005).

Positive Wirkung der Therapie ist anhaltend
Die Frage stellt sich, ob die initiale positive Wirkung der HIV-Therapie auch längerfristig das Auftreten von Lymphomen verhindern kann. Dieser Frage ist eine im AIDS publizerte Arbeit der Schweizerischen HIV-Kortenstudie (SHCS) nachgegangen. Dabei wurden die SHCS-Daten noch ergänzt mit Informationen aus den Kantonalen Krebsregistern. Dabei zeigte sich, dass die Therapie bei Patienten mit tiefen CD4 Werten (<50) die Inzidenz von Lymphomen um einen Faktor 20 (!) reduziert. Bei Patienten mit hohen CD4 Werten (>350) ist der Effekt immer noch deutlich (60% Rückgang). Dies passt zur Hypothese der verminderten Tumorkontrolle infolge Immunschwäche.

Die Arbeit der SHCS konnte durch die grosse Zahl von Patienten und die lange Beobachtungszeit nun erstmals auch die langanhaltende Wirkung der HIV-Therapie untersuchen. So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob eine lange anhaltende Therapie nicht vielleicht sogar das Risiko einer Tumorentwicklung, insbesondere von Lymphomen, begünstigen könnte. Doch wie die Abbildung links zeigt, ist der Trend in der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie auch nach 10 Jahren Therapie (119 Monate) noch weiterhin günstig. Auch bei dieser sehr langen Beobachtungszeit können wir bisher noch keinen Anstieg der Lymphom-Inzidenz erkennen.

Hirnlymphome besonders rückläufig
Ein primäres Lymphom des Gehirns (ohne Tumoren anderswo) ist eigentlich eine Rarität. Bei Patienten mit fortgeschrittener Immunschwäche (CD4<50) hatten wir dies früher oft beobachtet. Diese spezielle Tumorform ist nun unter HIV-Therapie besonders deutlich rückläufig, wie die SHCS-Arbeit zeigt. Bei Patienten ohne Therapie mit CD4<50 war die Inzidenz mit 22 pro 1000 Patientenjahre gut 70x höher als bei Patienten unter Thereapie.

Konsequenzen für das Managmement von HIV
Wenn wir heute noch Patienten mit Lymphomen sehen, so sind es meist Personen mit einer fortgeschrittenen HIV-Infektion. Entweder, die Diagnose wurde noch nicht gestellt, oder der Patient hat eine Therapie abgelehnt. Beides müssten wir verhindern können durch verbesserte HIV-Testung von Personen mit entsprechenden Frühzeichen oder Risiken und durch eine bessere Motivation der Patienten für eine Therapie.  

Quelle: Polesel et al, AIDS 2008; 22:301

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