Sexuelle Abstinzenz ist keine HIV-Prävention
Verschiedene Kreise fordern immer wieder unter der Etikette "HIV-Prävention", dass Jugendliche angehalten werden sollten, keinen vorehelichen Sexualkontakt zu pflegen. Eine US-Amerianische Studie zeigt die Ineffizienz dieser Empfehlung.Auch bei uns in der Schweiz wurde schon zu Beginn der Stop-Aids Kampagne gefordert, man sollte mehr "Treue" fordern, was dann auch prompt zur Modifikation der Kampagne mit Ehe-Ring statt Kondom und dem Slogan "Stop Aids – Bliib treu" führte. Doch nach wie vor bleibt es dabei, dass das Schutzverhalten durch konsequenten Kondomgebraucht die mit Abstand effizienteste und best dokumentierte Präventionsmassnahme ist.
Dies hindert einflussreiche Kreise vor allem in den USA nicht daran, mit Nachdruck immer wieder sog. "Abstinence-only" Programme zu fordern. Jugendliche sollen in den Schulen zu abstinentem Sexualverhalten vor der Ehe angehalten werden. Dies, obwohl zahlreiche Studien nun wiederholt gezeigt hatten, dass solche Programme ineffizient waren. Zwar hatten in einer Studie die Jugendlichen ihre sexuelle Aktivität einige Monate verspätet aufgenommen, doch dafür hatten sie mehr Geschlechtskrankheiten und ungewollte schwangerschaften, ist doch eine wesentlicher Teil des "Abstinence-only" Programmes, dass man NICHT über Verhütung (weder von Schwangerschaften noch von Krankheiten) spricht.
Unter dem Druck der belastenden Studienresultate hat der US-Kongress selbst eine grosse Studie in Auftrag gegeben. Doch die Resultate, welche im April 07 verfügbar waren, wurden kaum kommuniziert und auch nicht in einer Internationalen Zeitschrift publiziert (s. Quelle, unten). In dieser Studie wurden mehr als 2000 Jugendliche untersucht. Ein Teil war in ein sog. Abstinence-only Programm eingeschlosseen, aber es gab eine Kontrollgruppe, welche kein solches "Training" hatte. Die Studie war geradezu ein Flopp (s. Abb.). Es fand sich überhaupt kein Unterschied in der Gruppe mit oder ohne Abstinenzprogramm bezüglich dem Abstinenzverhalten noch bezüglich der Anzahl sexueller Partnerschaften.
Zur Zeit werden "Abstinence-Only-Programs" die gegen alle Evidenz gefordert werden, in Michigan wieder diskutiert (s. Michigan Messenger), weil der Bundesstaat erneut öffentliche Gelder von der Bush-Administration für dieses Program akzeptiert hat (ca. 4.5 Mio US$ / Jahr). Tatsächlich nimmt die Anzahl Staaten, welche die Gelder refüsieren leicht zu: Vor 4 Jahren waren es noch 4, heute sind es schon 14 Staaten, welche diese Programme (und das Geld dafür) nicht akzeptieren. Dass die USA mit diesen Programmen unnötig Geld verschleudern ist das eine. Kritisch ist, dass die USA ihr "Experten" Wissen auch Afrikanischen Ländern wie Uganda aufdrängen. Dort sind solche Programme äusserst gefährlich.
"Die spinnen, die Römer", hätte Obelix dies knapp kommentiert.
Quelle: Trenholm et al, Impact of ..abstinence only programs, Mathematica Policy Research, April 2007