Alle Krankheiten infektbedingt?

Also doch, oder doch nicht?

Neue Forschungsergebnisse aus Liverpool zeigen, dass der M.Crohn nun doch eine Infektionskrankheit sein könnte.

Forscher der Universität Liverpool haben festgestellt, dass das Mycobacterium paratuberculosis, welches in der Kuhmilch zu finden ist, vermutlich einen Teil beiträgt zur Entsehung des Morbus Crohn. Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass das Mycobacterium paratuberculosis in Kälbern eine Durchfallerkrankung auslösen kann. Bei den entzündlichen Darmerkrankungen wurde schon immer die Möglichkeit eines infektiösen Agens als Auslöser diskutiert, und v.a. auf dem Feld der Mycobacterien wurde viel geforscht. Denn wenn man sich das histologische Bild ansieht, welches eine granulomatöse Entzündung darstellt, dann denkt man in erster Linie an ein Mycobacterium.

Nun haben die Liverpooler Forscher herausgefunden, dass das Mycobacterium indirekt für die Erkrankung verantwortlich ist, indem es die Abwehrfunktion der intestinalen Makrophagen quasi blockiert. Das Mycobacterium paratuberculosis schüttet ein Mannosemolekül aus, welches dazu führt, dass die Makrophagen die E.coli nicht mehr abtöten können, und somit die Enzündung ihren Lauf nimmt.

Diese Forschungsergebnisse sollen demnächst im Gastroenterology veröffentlicht werden. Momentan gibt es nu einee Pressemitteilung der Universtität von Liverpool, die Sie hier nachlesen können.

Eine schweizerische Forschergruppe aus Bern ist dieser Vermutung ebenfalls nachgegangen, und hat in einem systematischen Review und einer Meta-Analyse zeigen können, dass es eine Assoziation gibt zwischen Mycobacterium paratuberculosis und M.Crohn. Inwieweit das Mycobacterium paratuberculosis aber ätiologisch mitverstrickt ist, konnten die Schweizer Forscher nicht zeigen.

Lancet Infectious Diseases September 2007

Auch eine amerikanische Forschergruppe kam zu dem Ergebniss, dass Mycobactierum paratuberculosis mit dem M.Crohn pathogenetisch verlinkt ist, indem die Makrophagenfunktion gestört wird.

Dig.Liv.Dis. May 2007

In nächster Zukunft will die Liverpooler Gruppe nun erforschen, ob mit einer antibiotischen Therapie, welche auf diese intrazelluläre "gefangenen"Bakterien zielen soll, der Krankheitsverlauf verändert werden kann.

Also die Bücher um die entzündlichen Darmerkrankungen werden wieder geöffnet, und es bleibt zu hoffen, dass eine antibiotische Therapie doch die besseren Resultate als die TNF Alfa Blocker zeigen wird. Wie in der Publikation von Dig Liv Dis gezeigt wird, haben Patineten mit M.Crohn, welche zusätzlich mit Mycobacterium paratuberculosis infiziert sind, signifikant höhere TNF alfa Spiegel als nicht mit Mycobacterium parratuberculosis infizierte, und allenfalls könnte eine Elimination der Mycobacterien zu erniedrigten TNF Alfa führen und die Macrophagenfunktion erhalten, so dass invasive Darmbakterien nach wie vor abgetötet werden können.