9-valente Pneumokokkenimpfung (PCV-9) – 5-Jahres-Daten ohne Booster

Die Impfung gegen Pneumokokken führt in der Altersgruppe der < 5-Jährigen kurz- und mittelfristig unbestritten zu einer eindrücklichen Reduktion invasiver Pneumokokkeninfektionen (Kyaw et al.). Die Impfung (Konjugat-Impfstoff gegen 7 Serotypen, PCV-7) wurde in der Schweiz seit Anfang 2006 als sogenannt "empfohlene ergänzende Impfung" in den Impfplan aufgenommen (siehe auch: Schutzimpfungen). Offen bleibt weiterhin, ob dieser Erfolg aufgrund von „serotype-replacement“ langfristig anhält.

So zeigt eine Studie mit Daten aus den Vereinigten Staaten von 1998 bis 2004 eine klare Zunahme der invasiven Pneumokokkeninfektionen mit nicht im Impfstoff enthaltenen Serotypen (insbesondere Serotyp 19A) bei Kindern < 5 Jahre, aber auch im Alter > 65 Jahren .

Um weitere Serotypen abzudecken, sind schon längere Zeit weitere Konjugat-Impfstoffe in der Entwicklung, u.a. ein Impfstoff gegen 9 Serotypen (PCV-9).

In einer Studie aus Südafrika wurde nun in einer Gesamtpopulation von n=352, die Besiedelung des Nasenrachenraums (Nasopharynx) durch Pneumokokken bzw. Staphylococcus aureus und Haemophilus influenzae untersucht. Durschnittlich 5 Jahre vorgängig waren diese Kinder mit PCV-9 geimft (PCV-9-Gruppe, n=153) bzw. nicht geimpft (Placebo-Gruppe, n=199) worden. Folgende Resultate wurden erhoben:

  • 3-malige Pneumokokken-Impfung (9-valent) führt 5 Jahre nach der 3. Impfung zu KEINER Reduktion der Kolonisierung des Nasopharynx durch Impfstoff-Serotypen.
  • Wie auch schon in anderen Studien zeigte sich eine Zunahme der Kolonisierung durch Staphylococcus aureus bei Abnahme der Kolonisierung mit Pneumokokken im Nasen-Rachenraum. Diese gegenläufige Korrelation zeigte sich auch für die Kolonisierung mit Staphylococcus aureus versus Haemophilus influenzae jedoch nur im HIV negativen Kontrollkollektiv.


Nach Impfung gegen Pneumokokken kommt es anfänglich zu einer verminderten Besiedelung des Nasenrachenraums mit Pneumokokkentypen, die durch die Impfung abgedeckt sind. Unklar war bisher, wie lange dieser Effekt anhält.

Die vorliegende Studie zeigt nun, dass dies im Vergleich mit der Placebogruppe nach 5 Jahren nicht mehr anhält. HIV-infizierte Kinder sind für Pneumokokkeninfektionen auch in höherem Alter besonders gefährdet und zeigen sogar eine deutlich vermehrte Kolonisierung mit Pneumokokken.

Die erhöhte bakterielle Besiedelung mit Normalflora ist bei HIV-Infektion im Erwachsenenalter bekannt. Dennoch enttäuscht die verstärkte Besiedelung mit im Impfstoff enthaltene Serotypen, die einen Riskofaktor darstellen für invasive Infektionen in dieser Population.

Die Daten lassen sich keineswegs auf die derzeit in der Schweiz zugelassene Pneumokokken-Impfung übertragen. Auch sind die Fallzahlen klein. Nichtsdestotrotz beleuchtet die Studie zwei wesentliche Aspekte, die im Zusammenhang mit der Impfung im Auge behalten werden müssen: die Zunahme der Besiedelung mit Staphylococcus aureus, die auch in anderen Studien bereits gezeigt wurde, sowie die Rückkehr der Besiedelung des Nasopharynx mit im Impfstoff enthaltenen Serotypen, zumindest bei HIV-infizierten Kindern.

Die Studie wurde finanziell durch Wyeth Vaccines and Pediatrics unterstützt.