Weltwoche-Die grosse AIDS Legende (Kommentar)

In der Weltwoche vom 31.7. verfasst der Redaktor und Ethnologe  David Signer einen Artikel über die sogenannte AIDS Legende. Der Artikel ist in gewohnt populistischer Manier verfasst. Fast wähnte ich mich in den späten Achtziger-Jahren!

In diesem Artikel wird AIDS wieder zur Krankheit der Risikogruppen  (Schwule, Fixer und Nutten) gemacht, und die "Experten" werden beschuldigt, eine Kampagne gestartet zu haben, welche die heterosexuelle Bevölkerung ohne Grund in Angst und Schrecken versetzt hätte und vermutlich manchem unnötigerweise nach unsafem Sex ein schlechtes Gewissen beschert!

Die Zahlen der UNAIDS seien viel zu hoch gegriffen, ausser in Afrika habe nie die Gefahr einer Epidemie bestanden! In Afrika sei das promiskue Sexualverhalten schuld, und bei uns im Westen gäbe es ein solches Verhalten nicht, das sei nur bei schwulen Männern so.

Schön, dass für Herrn Signer im Westen die Welt so einfâch in Schwarz und Weiss geteilt werden kann, auffallend, dass es für ihn keine Grautöne gibt. Die Zahlen und die alltägliche Arbeit in unserer Sprechstunde zeigen aber ein anderes Bild!

Im kürzlich publizierten schweizerischen CHAT-Survey wurden Patienten, welche sich kürzlich mit dem HI-Virus angesteckt haben zu Risikoverhalten und Umständen der Infektion befragt. Ein Fazit der Studie:

Auch nach 20 Jahren „Stop Aids"- bzw. „Love Life"-Kampagne sind (vornehmlich heterosexuell orientierte) Personen zu verzeichnen, die wenig in der Lage sind, das Risiko einer HIV-Infektion realistisch einzuschätzen, da sie die Möglichkeit, sich mit HIV anzustecken, zum vornherein  als unwahrscheinlich oder gar inexistent einschätzen und in der Folge durchgehend und unabhängig von der konkreten Situation auf einen Schutz verzichten.

Offensichtlich haben viele Personen trotz 20 jähriger Präventionskampagne das Wesentliche nicht verstanden und ganz tragisch ist, dass versucht wird andere von dieser "Naivität" zu überzeugen!
Lesen Sie in den Berichten von UNAIDS und BAG selber nach:

Es stimmt, dass Promiskuität und gewisse Sexualpraktiken ein höheres Risiko für eine Ansteckung bergen. Es stimmt auch, dass die Ansteckung bei Männern die Sex mit Männern haben (MSM) wieder zunimmt. Doch viele "MSM" haben auch Sex mit Frauen und über Frauen äussert sich Signer gar nicht…. Immerhin betreffen aber zwischen 35-40% der Neuansteckungen in der Schweiz Frauen!

Kurzsichtigkeit war schon immer schlecht, und wenn die Sicht nur bis zur eigenen  "…."-Spitze reicht, dann …