Procalcitonin und Sepsis: Back to the bench
Der Procalcitonin-Test wurde vielerorts in der Diagnostik eingeführt, um mit einem einfachen Test eine bakterielle Infektion von einer Virusinfektion zu unterscheiden. Doch die Grundlage für den teuren Test ist wackelig, wie eine neue Meta-Analyse zeigt.
Oft ist es in der Notfallbeurteilung von Patienten mit vermuteter Infektion schwierig, die Diagnose einer bakteriellen Infektion zu sichern. Dies wäre jedoch wünschenswert, weil bakterielle Infektionen ein schlechteres Outcome haben und andererseits eine unnötige antibiotische Therapie wenn immer möglich vermieden werden sollte.
Procalcitonin ist ein Marker, welcher bei Infektionen erhöht ist. Doch die Zuverlässigkeit (Sensitivität und Spezifität) dieser Methode zur Diagnostik von bakteriellen Infektionen ist schlecht etabliert. Bei Kindern mit Bakteriämie, Meningitis oder Pneumonie scheint der Test recht gut zwischen bakteriellen und viralen Infektionen zu differenzieren. Und bei Erwachsenen?
Eine Metaanalyse in den Annals Emergency Medicine hat die verfügbaren Studien (n=348) zu diesem Test zur Diagnostik von Bakteriämien untersucht. Die "gepoolten" Resultate von 17 Studien, welche die minimalen Qualitätskriterien erfüllten, wurden präsentiert. Dabei zeigt sich, dass die Zuverlässigkeit der Methode bezüglich Diagnostik einer Bakteriämie eigentlich unter den Erwartungen für den klinischen Alltag liegt. Wird der Schwellenwert für die Diagnose auf 0.4-0.5 ng/mL gesetzt entdeckt die Methode 3 von 4 Baktereriämien (Sensitivität) und kann 7 von 10 Patienten ohne Bakteriämie korrekt bezeichnen (Spezifität).
Für diejenigen, die sich mit der ROC-analyse auskennen: der prädiktive Wert einer diagnostischen Methode wird vorzugsweise mit dieser Methode analysiert. Die Methode berücksichtigt auch die Höhe des Messwertes und kommt zu einem ROC-Wert (AUC) von 84%, mit einem unteren 95% Vertrauensintervall von 75%. In dieser Analyse fand sich – bezüglich Aussagekraft des Tests – auch kein Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen.
Die Schlussfolgerung der Autoren ist recht nüchtern. Mit diesen Resultaten sollten wir den Test nicht in der Routine einsetzen. Die Bedeutung dieser diagnostischen Methode soll durch weitere Untersuchungen ergänzt werden und gehöre daher eindeutig nicht in die Routine sondern in Forschungsstudien. Weitere Untersuchungen sollten nun zeigen, wie dieses Testresultat in der Kombination mit anderen Tests eingesetzt werden könnte. Dies ist umso dringlicher, da der Preis dieser Methode mit CHF: 72.- für einen Test, welcher für den Routineensatz gedacht ist, doch deutlich zu hoch ist.
Quelle: Jones et al, Ann Emerg Med, July 2007, 50:34-41
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