Leberschaden durch HIV-Medikamente; HCV-bedingt?
Erhöhungen von Leberwerten finden sich vor allem in den ersten Wochen der HIV-Therapie und werden fast ausschliesslich bei HCV-positiven Patienten beobachtet. Eine neue Studie bestätigt den vermuteten Einfluss des HCV-bedingten Leberschadens.
Die Hepatitis-C Infektion ist vermutlich die wichtigste Begleiterkrankung der HIV-Infektion. Etwa ein Drittel der HIV-positiven Menschen in der Schweiz sind auch mit dem HCV-Virus infiziert. Schon länger vermutet man, dass die Lebertoxizität, welche vor allem in den ersten Wochen der HIV-Therapie beobachtet wird, eine Folge der HCV-Infektion ist, da diese Nebenwirkung fast ausschliesslich bei Patienten mit Hepatitis C beobachtet werden.
Es wurde auch schon postuliert, dass der Leberschaden Ausdruck einer Immun-Rekonstitution sei, denn die Nebenwirkung erfolgt in den ersten 12 Wochen der Therapie und verschwindet dann meist wieder. Die Immun-Rekonstitution ist Ausdruck des sich rasch erholenden Immunsystems nach "Ausschalten" der HIV-Vermehrung durch die Therapie. Andere Erreger, welche bis zu diesem Zeitpunkt vom Immunsystem kaum bekämfpt wurden, werden nun attackiert, was zu den akuten Krankheitszeichen führt.
Eine Arbeit aus Madrid hat nun die Lebertoxizität der Lebertherapie bei zwei Gruppen von Patienten mit einer HCV-Infektion verglichen. Solche, welche im Anschluss an eine HCV-Behandlung einen kompleten und anhaltende Therapieerfolg hatten (Sustained virologic clearance, > 6 Monate nach Absetzten der HCV-Therapie) und solchen die noch HCV Virus nachweisbar hatten.
Wie die nebenstehende Kaplan-Meier Analyse sehr schön zeigt, ist das Risiko eine Nebenwirkung zu erleiden deutlich erhöht bei Patienten, deren HCV-Viruslast nicht vollständig unterdrückt war. Es zeigt sich also, dass es sich lohnt, vor der Einleitung einer HIV-Therapie – vorausgesetzt die Immunlage erlaubt dies – eine HCV-Therapie durchzuführen.
Quelle: Labarga et al, JID, 1. Okt. 2007;196:670-6