Hohe Infektiosität während HIV-Primoinfektion dauert lange
Wir haben vermehrt darüber berichtet, dass die Infektiosität während der HIV-Primoinfektion besonders hoch ist. Eine neue Studie aus Malawi zeigt auch, dass die Infektiosität besonders lange dauert.
Eigentlich wissen wir es schon längst: Während der HIV-Primoinfektion (PHI) ist nicht nur die Viruslast im Blut sehr hoch, auch die Viruskonzentration im Sperma ist ungewöhnlich hoch. Aus Epidemiologischen Studien wissen wir, dass ein grosser Teil aller HIV-Infektionen von Personen mit einer relativ frischen HIV-Infektion stammen.
Neue Ergebnisse aus Malawi
Die University of North Carolina at Chapel Hill hat unterhält seit bald 12 Jahren ein HIV-Studien- und Behandlungszentrum in Lilongwe, Malawi. In diesem Umfeld hat Chris Pilcher 16 Patienten mit einer PHI untersucht und zwar hat er neben Blutproben auch regelmässig Spermaproben von diesen frisch infizierten Personen erhalten.
Die Quintessenz der Studie ist in der nebenstehenden zusammmenfassenden Abbildung einfach dargestellt: Es zeigt sich, dass das Maximum der HIV-Viruskonzentration im Sperma gegenüber dem Blut um ca. 2 Wochen verzögert auftritt. Damit bestätigen sich frühere Vermutungen, dass die HIV-Infektiosität nicht nur während der ganz akuten HIV-Erkrankung besonders hoch ist, sondern dass diese sogar nach der akuten Erkrankung ansteigt.
Konsequenzen für die Prävention
Diese Daten haben Konsequenzen für die Prävention. Wenn es gelingt, dass wir Patienten mit einer akuten HIV-Infektion erkennen, dann heisst dies, dass wir sie zu einem Zeitpunkt über die Gefahr einer Weiterverbreitung haben informieren können, bevor die maximale Infektiosität erreicht ist. Diese Verzögerte Infektiosität passt auch zur wiederholt gemachten Beobachtung, wonach ein grosser Teil (gut 50%) der frisch infizierten Patienten sich bei einem Patienten angesteckt haben, der selbst auch eine relativ frische Infektion hat.
Quelle: Pilcher et al, AIDS 20. Aug 2007; 21:1723
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