Rachenabstrich erhöht Sensitivität bei Suche nach Staph. aureus-Kolonisation
Bekanntlich weisen chronische Träger von Staph. aureus vermehrte Infektionen durch diesen Keim auf. Bisher galt als Standard zur Suche nach Staph. aureus-Kolonisation der Nasenabstrich. Ein zusätzlicher Rachenabstrich erhöht die Sensitivität aber deutlich um 25.7%, wie aus einer Basler Studie hervorgeht.
Etwa 30% der Bevölkerung ist nasaler Träger von staph. aureus. Trägertum prädisponiert zur rezidivierenden Hautinfekten (z.B. Furunkulose) und zu postoperativen Infektionen bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz und solchen mit intravaskulären Fremdkörpern. Etwa 80% invasiver nosokomialer Infekte können mit nasalem Trägertum assoziiert werden. Als weltweiter Standard zur Detektion eines MRSA-Trägertums gilt mindestens das nasale Screening. In der Schweiz gibt es kein einheitliches Vorgehen, gewisse Zentren bevorzugen lediglich das nasale Screening, an anderen werden mehrere Screening-Abstriche (z.B. im Kantonsspital St. Gallen aus nasaler, pharyngealer, axillärer und inguinaler Lokalisation) gefordert.
Die vorliegende Untersuchung, im CID als brief report erschienen, umfasste ein Screening von 3 heterogenen Gruppen (medizinisches Personal mit stattgehabtem Kontakt zu MRSA-Trägern [Jahre 2000-2005], Teilnehmer einer Fachmesse für Arzt- und Spitalbedarf [2004], Blutspender [2005], gesamthaft 2966 Individuen) und die Datenanalyse im Labor archivierter Abstriche von Patienten und med. Fachpersonal (nicht weiter aufgeschlüsselt, n = 2075). Das Screening umfasste eine standardisierte Probenentnahme durch geschultes Personal: nach Befeuchtung mit NaCl 0.9% nasal mittels 5 Rotationsbewegungen jeder Nasenöffnung und Abstrich der Hinterwand der Pharynx. Die Kultur erfolgte in angereicherter Bouillon.
Das Durchschnittsalter betrug 50+- 21a mit ausgeglichener Geschlechtsverteilung. 49.9% (n= 1480) der gescreenten Individuen wurden als staph. aureus-Träger identifiziert, wobei etwa ein Viertel (25.7%, n= 380)) durch ausschliessliches nasales Screening nicht eruiert hätte werden können (lediglich pharyngeale Träger). Bei den gepoolten Daten der 4. Gruppe betrug der Anteil an staph. aureus-Träger 52.1%. 0.74% der gescreenten Individuen erwiesen sich als MRSA-Träger, auch hier zeigte eine Subanalyse (anhand vorhandener Daten bei 62% dieser Subpopulation) eine Zunahme der Sensitivität um 22% bei kombinierter Abstrichentnahme.
Die erhöhte Sensitivität des Rachenabstrichs hat aus epidemiologischer Sicht v.a. betreffend der Methodik des MRSA-Screens eine Bedeutung und könnte auf nationaler Ebene einen Impuls darstellen, mehrere Abstrichorte als Standard zu definieren. Im Praxisalltag wiederum steht mit dem Rachenabstrich ein zusätzliches Instrumentarium zur Verfügung, um bei rezidivierender Furunkulose die zu vermutende Kolonisation mit staph. aureus zu beweisen (um dementsprechend beim Individuum – und allenfalls dessen Familienangehörigen – eine Dekolonisierung einzuleiten, s. hierzu auch unten stehende Artikel).
Quelle: Throat swabs are necessary to reliably detect carriers of staphylococcus aureus, D. Mertz et al., CID 2007;45:475-7
Weitere Referenzen:
Merkblatt/Anleitung zur Dekolonisation (Spitalhygiene St. Gallen, Febr 2005)