HIV-Monotherapie: ATARITMO goes public
Endlich ist es soweit: Unsere Studie zur Wirksamkeit einer HIV-Monotherapie im Genitaltrakt und Gehirn ist im AIDS publiziert.
St. Gallen war die erste Klinik überhaupt, welche nach den früheren Rückschlägen vor 10 Jahren wieder mit einer HIV-Monotherapie angefangen hat. Das Konzept der Monotherapie basiert auf den hohen Blutspiegelwerten, welche in einer Therapie mit Proteasehemmern durch das sog. "Ritonavir-Boosting" erreiche werden kann. Im Rahmen einer Pilotstudie hatten wir 12 Patienten mit ritonavir-boosted Indinavir behandelt. Der Pilot war prinzipiell erfolgreich. Da Indinavir allerdings mit einer hohen Nebenwirkungsrate einhergeht (Nierenfunktion, Nierensteine), haben wir eine viel besser verträgliche Variante (mit Atazanavir) ebenfalls in einer Pilotstudie mit 30 Patienten (aus Genf und St. Gallen) studiert. Hier ging es um die Frage, ob die Wirksamkeit von ritonavir-boosted Atazanavir auch im Gehirn und Genitaltrakt genügend ausfällt. Im Genitaltrakt hatten wir in dieser kleinen Gruppe kein Probleme. Doch bei drei Patienten fanden wir unter der Mono-Therapie mit Atazanavir eine Erhöhung der Viruskonzentration im Gehirn.
Nun stellt sich die Frage, ob dies alleine durch die Therapie bedingt ist oder ob eine geringe Erhöhung der Viruskonzentration auch bei einer normalen Kombinationstherapie vorkommen kann.
Aus diesem Grunde haben wir bereits die nächste Studie gestartet: Im Rahmen der gesamten Schweizerischen HIV-Kohortenstudie möchten wir bei 100 Patienten die HIV-Monotherapie mit Lopinavir/r (Kaletra) mit einer Fortsetzung der Standardtherapie vergleichen (s. Studienbericht).
Wenn eine HIV-Monotherapie mit Proteasehemmern funktionniert, dann ist das ein sehr gutes Konzept. Nicht nur lassen sich dadurch Kosten sparen, noch wichtiger scheint eine Reduktion allfälliger Nebenwirkungen. Von den Nukleosid-Analoga, auf welche bei einer Monotherapie verzichtet werden kann, kennen wir die mitochondrialen Schädigungen. Nicht alle Nukleosid-Analoga sind gleich stark schädlich, doch wir müssen damit rechnen, dass auch die am besten verträglichen Substanzen, welche wir heute einsetzen, nach vielen Jahren auch Nebenwirkungen zeigen können. Daher lohnt es sich, die Möglichkeiten einer Therapievereinfachung durch Monotherapie sorgfältig auszuloten. In St. Gallen betreuen wir mittlerweilen Patienten welche nun schon während 5 Jahren mit einer Monotherapie behandelt werden ohne dass die Viruskonzentration wieder aufflackert.