INH-Prophylaxe bei Kindern mit HIV?

Die Tuberkulose (Tb) beschleunigt bekanntermassen den Krankheitsverlauf von HIV. Eine Isoniazid (INH)-Prophylaxe bei Kindern soll das Tb-Risiko deutlich reduzieren und das Überleben verbessern.

Dies ist die Aussage einer südafrikanischen placebo-kontrollierten prospektiven Studie welche kürzlich im BMJ publiziert wurde. Der Effekt sei schon kurz nach Beginn der INH-Prophylaxe aufgetreten.

Grundlage
Bei Kindern mit HIV ist, in einem Gebiet mit hoher Prävalenz der Tuberkulose, diese eine wichtige Ursache von akuten, aber auch chronischen Pneumonien. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob durch eine INH-Prophylaxe die Inzidenz von Tuberkulose gesenkt sowie eine Reduktion der Mortalität erreicht werden kann.

Studiendesign
Eingeschlossen wurden Kinder, die mehr als 2.5 kg Körpergewicht hatten und älter als 8 Wochen waren. Hierzu bekamen die Kinder in der Interventionsgruppe eine INH-Prophylaxe (Dosierung 10mg/kg Körpergewicht) zusammen mit Bactrim entweder 1x täglich oder 3x pro Woche. Kinder unter HAART wurden in die Studie aufgenommen, wenn diese seit 2-3 Monaten stabil verlief. Ein Tuberkulin-Hauttest sowie ein Röntgen Thorax wurde bei Baseline sowie alle 6 Monate durchgeführt. Bei Infektionen des unteren Respirationstraktes wurde die Diagnose mittels Magenaspirat und Sputuminduktion erzwungen (Kultur).
>Wenn während der Studie eine Tuberkulose auftrat, bekamen die Kinder im Placebo-Arm eine Standard-Therapie, während die Kinder der Interventionsgruppe eine 4-fach-Medikation bekamen (INH, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol).

Resultate
Insgesamt wurden die Daten von 263 Kindern ausgewertet. Überleben nach Beginn INH-Prophylaxe oder PlaceboAlle Tuberkulose-Fälle, die während der Studie auftraten und kulturell bestätigt wurden, befanden sich im Placebo-Arm. Es zeigte sich eine signifikante Reduktion der Mortalität in der Interventionsgruppe, die Inzidenz der Tuberkulose war deutlich tiefer (70%). Es wurde keine erhöhte Rate von Resistenzen beobachtet. Zwischen der 1x täglichen Gabe und der 3x wöchentlichen Gabe bestanden kein Unterschied, was das Outcome anbelangt. 16 Monate nach Start der Studie stoppte das Sicherheits-Komitee der Studie den Placebo-Arm, damit auch diesen Kinder auch eine INH-Prophylaxe angeboten werden konnte.

Interpretation
Bei Kindern handelt es sich, im Gegensatz zu Erwachsenen, meistens um eine Tuberkulose-Primoinfektion, welche oft zu schweren und disseminierten Verläufen führt. Möglicherweise wurde mit der INH-Prophylaxe eine frühe, subklinische oder latente Tuberkulose behandelt und ein schwererer Verlauf verhindert.
Nur wenige Kinder waren unter HAART (bei diesen kam es jedoch zu vermehrten Todesfällen in der INH-Gruppe!). Die Dauer der durchzuführenden Prophylaxe bleibt nach dieser Studie unklar.
Der Schluss, der aus dieser Studie gezogen werden kann, ist, dass in einem Gebiet mit hoher Prävalenz der Tuberkulose und wenig Möglichkeiten, eine HAART durchzuführen, eine INH-Prophylaxe eine effiziente Möglichkeit ist, die Inzidenz und Mortalität durch Tuberkulose bei Kindern mit HIV deutlich zu verringern.

Quelle: Zar et al, BMJ, 2007;334;136

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