Antibiotika-Resistenz: Die Spirale dreht sich weiter

Allgemein werden Baktereien Antibiotika-resistent, wenn Antibiotika eingesetzt werden. Eine interessante Studie beweist nun diese triviale Tatsache auf ganz einfache Art.

Man muss schon auf die Idee kommen: Eine einfach, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie zu machen, in der die Resistenzentwicklung als Folge einer Antibiotika-Therapie untersucht wird.

Diese einfache Unteresuchung wurde gemacht und die Resultate sind erschreckend: Eine Gruppe von 225 Freiwilligen wurde entweder drei Tage mit Azithromycin (n=74), 7 Tage mit Clarithromycin (n=74) oder 3 resp. 7 Tage mit Plazebo (n=76) behandelt.

Die Besiedelung von Bakterien im Mund/Rachenraum wurde während 180 Tagen überwacht und auf das Vorhandensein von Resistenzen überprüft. Dabei zeigte sich eindeutig, dass das Auftreten von Resistenten Streptokokken ganz klar mit der kurzen Makrolid-Exposition assoziert war. Ca. 50% der behandelten Patienten entwickelten eine Makrolid-Resistenz mit einem Maximum nach 8 Tagen. Es gab auch Unterschiede im der Selektion von resistenten Streptokokken zwischen den beiden Makroliden. Azithromycin selektionierte für mehr Resistenzen in der Frühphase nach der Therapie während Clarithromycin mehr Resistenzen mit dem gefährlicheren erm(G)-gen verursachte.

Interessanterweise konnte die Veränderung der Resistenzen in der Mundflora gegenüber einer Behandlung mit Placebo noch bis 180 Tage nachgewiesen werden. Dies ist fast unheimlich lange. Die lange Persistenz von resistenten Bakterien weit über die Zeit der Antibiotika-Therapie hinaus bedeutet, dass die resistenten Bakterien keinen grossen Überlebensnachteil haben. Somit werden diese Bakterien auch lange in unserer Umgebung bleiben, wenn sie einmal vorhanden sind.

Diese Daten sind beängstigend. Sie zeigen sehr klar, dass auch für das einzelne Individuum die Resistenzentwicklung bereits nach einer kurzen Standardtherapie auftritt und dass eine Person wenige Tage bis Wochen nach der Therapie auch noch resistente Bakterien in die Umgebung abgeben kann.

Quelle: Malhotra-Kumar, Lancet 10. Feb. 2007