Reisen – mit oder ohne Stil

Reiseberatung für jeden Reisestil – Fragen Sie Ihren Hausarzt
Dr. Hermann Etter, Konsiliararzt Kantonsspital St. Gallen

Reisen kann Mann oder Frau mit oder ohne Stil! Als Beispiel führte Hermann Etter, Tropenmediziner mit Praxis in St. Gallen und Konsiliarius für Tropenmedizin am Kantonsspital St. Gallen Wellness-Ferien an, welche Herr und Frau Schweizer in Mexiko buchen. Warum so nahe Ferien buchen, wenn das Gute so weit weg auch zu haben ist? Wie der Alltag eines Tropenmediziners aussieht, illustrieren folgende Beispiele anschaulich.

Reiseanamnese

Eine gute Anamnese ist auch in der Reisemedizin unerlässlich:

– Reiseziel und Route
– Reisezeit
– Impfstatus
– Krankheiten
– Medikamente
– Was ist das Ziel der Reise
– Wie wird das Verhalten bezüglich Gesundheit und Risiko vor Ort sein

Beratung

Diese umfasst neben dem obligatorischen Teil (Impfungen und Malaria) einen Zusatzteil, der individuell angepasst werden muss (Durchfall, Sonnenschutz, Reiseapotheke). Informationen hierzu finden Sie auch auf der Internet-Seite der OSIR und auf Safetravel.

Bilharziose behandeln?

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Reiserückkehrern, die wir wieder in der Praxis sehen. Erstens diejenigen, die "alles" richtig gemacht haben und sich vorgängig auch beraten liessen, aber dann trotzdem krank werden und zweitens diejenigen, die vorgängig keine Beratung in Anspruch genommen haben, aber dann nach stattgehabten Risiko mit einem Anliegen/Problem die Praxis aufsuchen. Als praktisches Beispiel sind Touristen zu nennen, die im Lake Malawi gebadet haben und nach der Rückkehr gleich das Praziquantel verlangen. Häufig suchen solche Touristen die Praxis 4 Wochen nach Exposition auf –  ein ungünstiger Moment, mit einer Therapie zu beginnen, sollten doch nur die reifen Formen der Schistosomen behandelt werden! Das Medikament ist übrigens in der Schweiz nicht registriert, weshalb die Patienten ein Einverständnisformular ausfüllen müssen (Medikament und Formular können über das Tropeninstitut in Basel bezogen werden).

Genitale Ulcera

Bei Reisenden, welche aus den Tropen zurückkehren, sollte bei genitalen Ulcera stets an folgende drei Differentialdiagnosen gedacht werden:

– Chancroid
– Donovaniose
– Lymphogranuloma venereum

Gleichzeitig sollte man nicht vergessen, dass diese Ulceras stets auch assoziiert sein können mit einem HIV, der Lues, einem Chlamydien- oder Gonokokken-Infekt!

Fischkonsum – Achtung Sushi-Falle …

Nach Konsum von rohen Fisch kann es zur Infektion mit Leberegel kommen. Die Klinik präsentierte sich beim besprochenen Fall einen Monat nach Rückkehr aus Thailand mit Bauchschmerzen, Eosinophilie und druckdolenter Leber. Die Serologie war positiv für Fasziola, im Nativ-Stuhl konnten mehrfach Eier von Leberegel nachgewiesen werden. Die Therapie besteht aus Praziquantel.

Reisen mit Stil!

Falls sich jemand wirklich für ein Land interessiert und mehr Hintergrundinformationen haben möchte, sei auf folgende differenzierte Internet-Seite verwiesen:

www.fairunterwegs.org

Die vollständige Präsentation des Vortrags (pdf-file) finden Sie hier