Designer-Drogen im Trend

Heroin hat sein heroisches Dasein verloren – What’s next?
Prof. MD PhD Ambros Uchtenhagen, Research Institute for Public Health and Addiction, Zürich

Heroin hat sein heroisches Dasein verloren. Rauschmittel sind zur Freizeitdroge geworden, zur Party-Droge – Amphetamine als Wachmacher. Der Konsum ist in allen Ländern Europas in den letzten Jahren angestiegen, und immer mehr Jugendliche kommen schon früh mit Rauschmitteln in Kontakt. Am meisten konsumiert werden Cannabis, Kokain, Ecstasy, LSD, Pilze Speed, GHB und GBL (Gamma-Hydroxy-Buttersäure, Gamma-Butyro-Lactone). Abgesehen von Kokain werden die Substanzen relativ billig gehandelt. Der Preis für Ecstasy beispielsweise liegt zwischen 3 und 25 Euro pro Tablette. Jugendliche Partybesucher konsumieren an einem Abend deshalb oft verschiedene Substanzen und oft zusammen mit Alkohol (Reitox Reports, EMCDDA 2006; Eggert et al. 2005). Nicht selten handelt es sich bei einer vermeintlich reinen Substanz um Mischpräparate, deren Wirkung nicht vorhersehbar ist (ChEckiT 1999–2005).

Ein Rauschmittelmissbrauch kann schon bei Teenagern beobachtet werden. Der Konsum von Nikotin, Cannabis und Alkohol hat in dieser Altersgruppe stark zugenommen. Das so genannte Binge-drinking, ein massloses Sich-Betrinken im Freundeskreis wird als Wettbewerb betrachtet und kann bedrohliche Ausmasse annehmen (ESPAD 2003).

Der Konsumstil der heutigen Drogenkonsumenten ist sehr unterschiedlich und reicht vom Gourmet-Konsumenten, der sich zum speziellen Anlass, zur speziellen Musik einen “Kick” gönnt, über den täglich konsumierenden Cannabis-Raucher bis hin zum den Party-Gänger, der ungezielt und in hohen Dosen unterschiedliche Substanzen konsumiert. Frauen zeigen dabei ein höheres Risikobewusstsein und eine bessere Konsumkontrolle (IREFREA 2005). Die Bewertung des Konsumerfolges orientiert sich stark nach dem sozialen Kontext.

Der Konsum von Party-Drogen hat einerseits erwünschte, attraktive Folgen – Wachmacher, emotionale Nähe, Euphorie, “sensation seeking” –, denen durch Restriktion kaum zu begegnen ist. Die unerwünschte Folgen aber – Erschöpfung, Übelkeit, “bad trip”, Unfallrisiko, Infektionsgefahr, akute Intoxikation, chronische psychische Störungen – bringen grosse Risiken mit sich. Der Trend hin zur neuen Party-Kultur hat gemäss A. Toynbee (“Challange and Response”) ein ungeheures Ausmass angenommen: Drogenkonsum als Volkssport und Statusmerkmal. Die Politik ist herausgefordert, einen gangbaren Weg zwischen einer neuen profitablen Industrie und Public-health-Interessen zu finden. Die Prävention muss das Ziel eines Risikobewusstseins anstreben, eines bewussten und moderaten Konsums.

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