Tb-Screening bei HIV-Patienten auch in der HAART-Ära sinnvoll!

Dies zeigt eine Datenanalyse der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS)

Hintergrund:
Internationale Guidelines empfehlen bei allen HIV-positiven Personen ein Tuberkulose-Screening mittels Tuberkulin-Hauttest (TST) durchzuführen. Bei V.a. latente Tb (TST >= 5mm, Auschluss einer aktiven TB) wird eine präventive Therapie empfohlen.

Die routinemässige Durchführung des TST war in den Schweizer HIV-Zentren nicht unumstritten, dies aus folgenden Gründen:
– tiefe Sensitivität des TST bei Immunsuppression
– tiefe Spezifität in einem Land, wo noch viele Personen mit BCG geimpft wurden
– tiefe Tb-Inzidenz
– Annahme, dass die Tb-Reaktivierungen unter HAART seltener vorkommen

Die wichtigsten Resultate:TST in SHCS
– erwartungsgemäss fand sich eine tiefe Tb-Inzidenz (56 aus 6018 Patienten entwickelten eine Tb)
– die Adherence zu den Guidlines (immer einen TST durchzuführen) war mit 69% ungenügend (Gründe siehe oben)
– 9.4% der getesteten hatten ein positives TST-Testresultat
– Personen mit postitivem TST hatten ein deutlich erhöhtes Risiko an einer TB zu erkranken (Hazard Ratio 25; CI 11-57), ebenso Personen mit fehlendem TST (HR 12; CI 4,8-20)
– Nur 37% der Patienten mit positivem TST erhielten eine präventive Behandlung
– Von den 193 Patieten bei denen aufgrund eines positiven TST eine präventive Therapie durchgeführt wurde, entwickelte keiner eine Tb

Schlussfolgerung:
In der Schweiz müssen 15 HIV-positive Personen mit positivem Tb-Hauttest behandelt werden, um eine Fall mit aktiver Tuberkulose zu verhindern. Für Migranten, die aus einem Land mit hoher Tb-Prävalenz stammen beträgt diese "Number Needed to Treat" sogar nur 8, für Personen aus einem Land mit niedriger Tb Transission hingegen 33. Das Screening auf latente Tb mittels TST und die präventive Behandlung bei positivem Resultat ist in der Schweiz auch in der HAART-Ära sinnvoll und muss wieder konsequenter durchgeführt werden. Bei Personen mit positivem TST, die aus einem Land mit niedriger Tb-Transmission stammen, ist es wahrscheinlich sinnvoll zusätzlich einen spezifischeren Tb-Test (Interferon-Gammma release, z.B Quantiferon) zu veranlassen, um unnötige Behandlungen zu vermeiden. Dies mus aber erst gezeigt werden.

Quelle: Elzi et al, CID 2007; 44: 94-102 (1. Jan)