PI-Monotherapy macht Schule
Seit über 4 Jahren suchen wir in St. Gallen nach Möglichkeiten für eine HIV-Monotherapie. Eine ACTG-Studie aus den USA hat ein ähnliches Prgramm wie unsere ATARITMO-Studie publiziert.
In dieser 24 wöchigen Pilotstudie wurde eine vereinfachte Erhaltungstherapie bei 36 HIV supprimierten Patienten getestet. Die Patienten wechselten auf Atazanavir/Ritonavir (ATV/r), und nach 6 Wochen wurden die NRTI’s abgesetzt. Als Therapieversagen galt eine Erhöhung der Viruslast über 200 kop/ml.
Nach Abschluss der Studie konnten 34 Patienten in die Auswertung eingeschlossen werden (2 Dropouts vor PI-Monotherapie Start). Während den 24 Wochen hatten die meisten Patienten keine nachweisbare Viruslast im Blut (91%; HIV-RNA<50cp/ml), nur 3 Patienten zeigten ein Therapieversagen mit erhöhter Viruslast (HIV-RNA: 4700cp/ml, 1300 cp/ml, 28’000cp/ml). Bei diesen Proben konnten keine PI-Resistenzen festgestellt werden.
Zwei dieser Patienten wurden auf eine konventionelle Dreierkombination umgestellt, ein Patient fuhr mit der ATV/r Monotherapie fort und die Viruslast war 6 Wochen später wieder unter 50cp/ml (Adherence?). Bei Patienten mit Therapieversagen war die mediane Plasma ATV-Konzentration über die Therapiedauer signifikant niedriger als bei Patienten mit supprimierter Viruslast (öfters sehr tief bis unter die Nachweisgrenze). Trotzdem konnte basiert auf selbst gemeldete Adherence kein Unterschied zu supprimierten Patienten festgestellt werden. Bei 8 der Probanden wurde die Sperma-Viruslast bestimmt, wobei die HIV-RNA in allen Spermaproben <150cp/ml lag. Bei Woche 24 war kein signifikanter Unterschied in der CD4-Zahl oder den Lipid-Parametern festzustellen, und keiner der 34 Patienten unterbrach die PI-Monotherapie aufgrund von Nebenwirkungen.
Diese vorläufige Daten deuten auf die Möglichkeit hin, dass eine vereinfachte Erhaltungstherapie in Form einer PI- Monotherapie bei HIV-supprimierten Patienten mit Erfolg eingesetzt werden kann. Trotzdem, ein Wort der Vorsicht muss erläutert werden. Obwohl 31 Patienten eine nicht nachweisbare Viruslast im Plasma hatten, ist nicht auszuschliessen, dass eine erhöhte Viruslast in der zerebrospinalen Flüssigkeit (ZDF) vorzufinden wäre. Es ist bekannt, dass die PI’s schlecht in der ZDF eindringen und somit diesem Kompartement eventuell keinen potentiellen Schutz gewährleisten. Weitere Studien die diesen Aspekt der PI-Monotherapie erforschen sind notwendig.
Quelle: Swindells et al, JAMA, 2006