Wundheilung ohne Infektion!

Unsere Haut schützt uns sehr wirksam vor Infektionen. Erreger dringen daher bevorzugt über die Schleimhäute in unseren Körper ein. Doch wie schützt sich der Körper, wenn die Hautbarriere durch eine oberflächliche Wunde durchbrochen wird?

Manchmal denken wir, jede Infektion brauche ein Antibiotikum. Doch die "Prä-Antibiotika-Ära" ist gar nicht so lange her. Und bei Tieren in der Natur heilen Wunden ja auch recht schnell. Der Körper kennt eine Reihe von Abwehrmechanismen, welche bei Infektionen eingeleitet werden. Doch meistens entsteht bei einer Wunde ja gar keine Infektion. Also muss es doch natürliche Abwehrmechanismen geben, welche Wundinfektionen vorbeugen.

Diese natürliche Infektionsabwehr nach einer Hautverletzung Soerensen et alhat eine Schwedische Gruppe untersucht. Die Autoren haben gesunde und verletzte Hautproben untersucht aber auch in Zellkulturen und mit Versuchsmäusen gearbeitet. Dabei fanden die Autoren, dass mit einer Hautverletzung in recht effizientes Zellprogramm aktiviert wird, welches die Produktion einer Reihe von Abwehrfaktoren, sogenannter AMPs (antimicrobial [poly-]peptides) in die Wege leitet.

Mit der Hautverletztung kommt es zunächst einmal zur Aktivierung des Rezeptors für den epidermalen Wachstumsfaktor. Diese Rezeptoraktivierung bringt die epidermalen Zellen dazu, sehr hohe Konzentrationen von Defensin (human β-defensin–3) zu produzieren. Die so stimulierten Zellkulturen zeigen eine deutliche Wirksamkeit gegen Staphylokokkus aureus, einen klassischen Hautkeim. In der nebenstehenden Abbildung ist Defensin rot gefärbt. Man erkennt sofort, dass dieses nur in der verletzten Haut (rechts) von den Epithelzellen produziert wird.

Das interessante an diesen Arbeiten ist, dass die Aktivierung dieser natürlichen Infektabwehr nicht durch Bakterien oder andere Erreger ausgelöst wird, sondern dass bereits vor einer bakteriellen Besiedelung einer Wunde diese Abwehrstoffe gebildet werden. Ein effizienter Schutz gegen eine bakterielle Besiedelung. Es wäre interessant, wenn man bei chirurgischen Eingriffen diese Aktivierung der natürlichen Immunabwehr fördern könnte.

Die Infektiologie ist und bleibt faszinierend! 

Quelle: Soerensen et al, J Clin Invest, 3.7.2006; 116: 1878–85