Chagas Enzephalitis als Erstmanifestation von Aids
56-jährig, neu diagnostiziert HIV-positiv, tiefe CD-4-Zellzahl, neurologische Symptome, multiple randbetont ringverstärkte Strukturen/Läsionen im MRI, Toxoplasmose Immunglobulin G-Titer positiv: Somit gleich zerebrale Toxoplasmose? Nicht unbedingt…
Dies beweist nachfolgender Report:
Fallbericht
Im Fallbericht des Annals of Internal Medicine schildern die Autoren die Geschichte eines zuvor gesunden, 56-jährigen Patienten, der aus Mexiko stammt, aber seit 15 Jahren in Kalifornien lebt. Aufgrund einer Beinschwäche, grippalen Symptomen und Harnverhalt wird er hospitalisiert. Im klinischen Status zeigt sich eine generalisierte Hyperreflexie und beidseits positive Babinski-Reflexe. Im MRI präsentieren sich multiple randbetont ringverstärkte Strukturen/Läsionen mit leichten Begleitödemen. Da das Bild zu einer Toxoplasmose-Encephalitis passt, wird ein HIV-Test durchgeführt, welcher positiv ist. Die CD-4-Zellzahl ist tief, ein Toxoplasmose Immunglobulin G Titer hoch, weshalb folgerichtig mit einer Therapie mit Pyrimethamine/Sulfadiazine begonnen wird.
10 Tage später wird erneut ein MRI durchgeführt, da der Patient sich unter der Therapie nicht verbessert hat. Neue Läsionen sind sichtbar, die nun durchgeführte Hirnbiopsie zeigt amastigote Form von Trypanosoma cruzi. Trotz sofortiger Therapie mit Nifurtimox verstirbt der Patient kurz darauf.
Chagas-Erkrankung
Trypanosomen sind die parasitären Erreger der Chagas-Krankheit, welche nur im Süden der USA, in Mexiko, Zentral- und Südamerika vorkommen. Übertragen wird die Krankheit hauptsächlich durch die Raubwanze, welche sich in Ritzen von Hausmauern aufhalten. Meistens verursacht die Chagas-Erkrankung eine akute Phase mit Leber-, Milz- und Herz-Mitbeteiligung sowie generalisierter Lymphadenopathie. Gefürchtet sind die Langzeitschäden (dilatative Kardiomyopathie, Megaösophagus, Megacolon). Bei Immunsupprimierten ist eine Zentralnervensystem-Mitbeteiligung, wie vorliegender Fall anschaulich beschreibt, möglich.
Schlussfolgerung
Insbesondere bei immunkomprimittierten Patienten aus Südamerika sollte differentialdiagnostisch an eine Chagas-Erkrankung gedacht werden, falls sich bildgebend ein typisches Bild einer Toxoplasmose gondii präsentiert und der Patient auf eine Therapie nicht prompt anspricht. Der Nachweis erfolgt über die Hirnbiopsie als Goldstandard oder als direktmikroskopischer Nachweis von Parasiten im Blut beziehungsweise Liquor. Ein PCR-Test aus Liquor ist möglich, ebenso ein indirekter Fluoreszenz-Antikörper-Test aus Serum.