Wo gelangt HIV in die Samenflüssigkeit?

HIV im Sperma kann beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Aber woher kommt das Virus überhaupt ins Sperma? Eine aufwändige Untersuchung aus Seattle sucht Antworten auf diese Frage ohne wirklich zu überzeugen.

Die Gruppe um Coombs et al. aus Seattle hat sich seit über einem Jahrzehnt um die Frage der HIV-Transmission im Sperma gekümmert. Nun hat die Gruppe eine sehr aufwändige Untersuchung an 23 HIV-infizierten Männern mit nachweisbarer Viruslast durchgeführt.

Die HIV Viruskonzentration im Sperma wurde vergleichen mit vielen anderen Methoden, nämlich mit der HIV-RNA Konzentration im Blut, im Urethralsekret (vor und nach Prostatamassage), sowie HIV-RNA und -DNA in der Prostatat-Biopsie. Die Autoren fanden, dass besonders die Messung der HIV-RNA in der Urethra nach einer Prostatamassage mit der HIV-RNA-Konzentration im Sperma assoziiert ist. Doch bei allem Respekt für die grosse Arbeit, die hier geleistet wurde, die Interpretation der Autoren ist etwas gewagt: Für die multiple Regression, bei der man versucht Störfaktoren aus anderen Messungen zu korrigieren, waren nur komplete Messresultate von 9 Patienten verfügbar. Auch dass die Autoren keine Korrelation zwischen HIV-RNA in Blut und Samenflüssigkeit fanden, ist eher auf die kleine Fallzahl zurückzuführen als dass man daraus schliessen soll, dass kein Zusammenhang zwischen den beiden Grössen besteht.

Also: Die Schlussfolgerung der Autoren, wonach das HIV im Sperma zu einem grossen Teil aus den distalen Anteilen des Genitaltraktes kommt (v.a. Prostata) dürfte mit dieser Arbeit nur sehr vage zu unterstützen sein.

Quelle: Coombs et al, JAIDS, 2006; 41:430-8