Impfung gegen Krebs: Was lange währt wird endlich gut!

Schon lange wussten wir, dass gewissen Krebskrankheiten durch Infektionen ausgelöst werden. So auch der Gebährmutterhalskrebs bei Frauen. Dieser wird durch eine HPV-Infektion verursacht. Im nächsten Monat – so wird erwartet – soll die FDA den ersten HPV-Impfstoff zulassen.

Dass der Gebärmutterhalskrebs mit sexueller Aktivität assoziiert ist, wissen wir seit Jahrzehnten. Seit vielen Jahren ist auch schon bekannt, dass das Humane Papillomavirus (HPV) verantwortlich ist für die Entartung der Zellen in der Schleimhaut des Gebärmutterhalses. Nicht alle HPV Viren (wir unterscheiden verschiedene Typen) sind gleich stark kanzerogen. Am häufigsten fürhen die HPV Typen 16 und 18 zur Entartung, aber auch  45,31 und 33 sind Hochrisikotypen (vgl. dazu unseren Beitrag vom 8. Feb. 2003).

Am 9.2.06 berichteten wir unter dem Titel "Impfung gegen Gebärmutterkrebs in Sicht" über die Entwicklungen in der Impfstoffentwicklung gegen HPV Infektionen. in diesem Im November 05 haben wir über die ersten Studien zur Wirksamkeit der HPV Impfung berichtet. Gemäss einer Mitteilung im BMJ sollen wird nun im Juni 2006 mit der Zulassung der ersten HPV Impfstoffe durch die FDA (US Food and Drug Administration) gerechnet.

Die Impfung wird sicher rasch vermarktet werden. Sie wird längerfristig auch einen dramatischen Einbruch der Fallzahlen nach sich ziehen. Doch leider können wir heute noch nicht gegen alle kanzerogenen HPV-Viren impfen, sodass möglicherweise die Screening-Untersuchungen nicht ganz fallen gelassen werden können. Dies wird noch sehr viel zu reden geben, denn wenn das Risiko eines Gebärmutterhalskrebses sehr klein wird, dann wird der Aufwand für die regelmässigen Screening-Untersuchungen unverhältnismässig hoch. Wir bleiben dran…

HPV-Infektionen verursachen nicht nur Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses, auch das Peniskarzinom und das Analkarzinom (meist bei homosexuellen Männern) ist eine Folge dieser Infektionskrankheit. Bei HIV-positiven Mensche verläuft die Entartung besonders schnell. Daher wäre es vermutlich vor allem bei HIV-positiven Menschen angezeigt, eine HPV Impfung durchzuführen. Doch leider sind die Studien zur Wirksamkeit der HPV Imfpung nicht bei HIV-infzierten Menschen gemacht worden. Und da das Peniskarzinom und HPV-assoziierte Analkarzinom doch relativ selten sind, gibt es auch hier zur wirksamkeit der Imfpung keine Daten.

Quelle: BMJ 12. Mai 2006

Beachte auch die kürzlich im Lancet erschienene Untersuchung zu den Langzeiterfahrungen mit dem Impfstoff (Harper et al, Lancet 2006;367:1247-1255.). In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass nicht nur der HPV-Antikörper-Titer 4-5 Jahre nach der Impfung noch auf sehr hohen Werten persistierten. Mit der Langzeitbeobachtung wurde im Vergleich zur Placebo-Gruppe auch gezeigt, dass die geimpften Frauen auch über die ganze Beobachtungszeit hinweg geschützt sind vor einer Infektion mit HPV respektive dass sie auch keine HPV-16/18 assoziierten Zellatypien (Krebsvorstufen) der Gebärmutterhals-Schleimhaut entwickelten.

Eine weitere wichtige Beobachtung aus dieser Arbeit ist auch, dass die geimpften Frauen offenbar auch signifikant seltener Zellveränderungen aufgrund anderer HPV-Virustypen aufwiesen (Vaccine efficacy ca. 50%). Damit scheint die Impfung auch eine gewisse Kreuzreaktivität aufzuweisen, was längerfristig sicherlich von grosser Bedeutung ist für die Bekämpfung des Cervixcarcinoms.