Morgenröte der therapeutischen HIV-Impfung?

Eine Impfung zum Schutz vor HIV wird wohl noch sehr lange auf sich warten lassen. Daher konzentrieren sich die Anstrengungen auf die Entwicklung von Impfstrategien, welche den Verlauf einer HIV-Infektion günstig beeinflussen könnten. Eine neue Studie lässt erstmals Hoffnung aufkommen.

Es ist noch kein Jahr her, als wir über die enttäuschenden Resultate der QUEST-Studie berichtet hatten (s. Bericht). In dieser ersten therapeutischen Imfpung wurde bei Patienten, die unmittelbar nach der HIV-Erstinfektion infiziert wurden, nach über 2 Jahren erfolgreicher Therapie eine Imfpung (Alvac +/- Remune) mit Placebo verglichen. Doch beide Gruppen hatten gleich rasch nach Absetzen der Therapie einen Virusanstieg.

Die neuste Publikation in der Februarnummer von AIDS (Levy, et al, 2006 AIDS) lässt nun wieder etwas Hoffnung aufkommen. Das Französische Autorenkollektiv hat chronisch HIV-infizierte Patienten in diese Studie eingeschlossen, welche eine vollständige Virussuppression unter Therapie hatten. Als Impfung wurde ein kompliziertes Schema mit 4 Imfpungen in monatlichen Abständen gefolgt von 3 Zyklen einer Interleukin-2 (IL-2) Therapie. Geimpft wurde mit zwei Impfstoffen, dem Canarypox-Virus welches auch in der o.g. Quest-Studie verwendet wurde sowie ein zweiter Impfstoff (HIV-LLevy et al. Time off TherapyIPO-6T). Nach abgeschlossener Imfpung wurden die Patienten gebeten, die Therapie abzusetzen, bis ein vordefinierter HIV-RNA-Wert erreicht sein würde. Nach erfolgter erneuter Therapie wurden noch zwei weitere Absetzversuche unternommen und die beiden Gruppen (Impfung vs. Placebo) verglichen.

Auch wenn die Resultate nicht umwerfend sind, es zeigte sich doch ein signifikant langsamerer Anstieg der HIV-Viruskonzentration bei den geimpften Personen (n=32) verglichen mit der Kontrollgruppe (n=37). In der nebenstehenden Kaplan-Meier Analyse ist zwar erkennbar, dass längerfristig etwa gleich viele Patienten wieder eine Therapie einnehmen mussten, doch die Zeit, in der Sie ohne Therapie waren, war deutlich grösser bei der geimpften Gruppe (43% vs. 27% der Beobachtungsphase).

Levy et al. HIV-RNA Antwort

Nach jedem der drei Therapieunterbrüche wurde der Anstieg der Viruslast gemessen. Die Höhe des Virusanstieges war in der Gruppe der Geimpften Probanden nach dem zweiten und dritten Therapieunterbruch signifikant geringer als in der Kontrollgruppe (Abb links). Allerdings haben nur noch 11 Patienten pro Gruppe einen dritten Therapieuntersuch durchgeführt.

Dieses Resultat ist zwar für den Einzelnen noch kein Durchbruch. Der Aufwand der nötig war, um etwa zwei Monate länger ohne HIV-Thearpie auszukommen ist enorm. Auch kann nicht gesagt werden, ob die IL-2 Therapie am Erfolg dieser Studie beteiligt war. Doch die Resultate lassen hoffen, dass in Zukunft noch bessere Impfstrategien entwickelt werden können, mit denen sich die Virusvermehrung längere Zeit unterdrückt halten lässt.

Doch im Moment ist vermutlich immer noch die gut durchgeführte HIV-Therapie die beste Option für alle HIV-infizierten Menschen.

Quelle: Levy et al, AIDS, 2006; 20:405-13