Massiver Ausbruch der H5N1-Influenza in der Türkei

Innert einer Woche wurden aus der Türkei 14 gesicherte Fälle (und zwei nicht bestätigte Fälle bei Geschwistern) gemeldet. Damit hat das Ausmass "Vogelgrippe"-Epidemie in der Türkei ein massives Ausmass erreicht.

An dieser jüngsten Häufung von H5N1-Infektionen in der Türkei sind einige Punkte auffallend.

  • Zum ersten fällt auf, dass vorwiegend Kinder betroffen sind. Lediglich ein Mann im Alter von 65 Jahren wurde aus Ankara gemeldet. Alle anderen 13 Fälle betreffen Kinder.
  • Die neuen Fälle, welche alle innerhalb einer Woche erkrankten, ereigneten sich in verschiedenen Regionen der Türkei. Betroffen war zunächst die Region Van, ganz im Osten an der Iranischen Grenze. Doch gestern und heute wurden auch Fälle aus Ankara (zentral-Türkei) und Samsun (Schwarzmeerküste) sowie aus der benachbarten Provinz Kastamonu gemeldet (s. Grafik, rote Kreise).
  • Von allen Patienten wird berichtet, dass sie Kontakt zu Hühnern hatten, doch die Details der diesbezüglichen Unteresuchungen sind noch ausstehend.
  • Bisher sind 2 der 14 Patienten verstorben. Diese tiefe Mortalität ist auffallend gering, eine abschliessende Beurteilung ist aber noch verfrüht. Bisher lag die Mortalität bei knapp 50%.
  • Die 14 Erkrankungsfälle (resp. 16, s. unten) innert einer Woche entsprechen einem "Rekord". Lediglich Vietnam hatte im März 2005 eine so hohe Zahl infizierter in einem ganzen Monat. Bei dieser massiven  Verbreitung innert kurzer Zeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich das Virus hier irgendwie gewandelt hat (zunahme der Infektiosität für den Menschen).

    H5N1-Fälle grafisch dargestellt

Die Resultate der Abklärungen durch die WHO sind zum Teil noch ausstehend. Spezialistenteams sind unterwegs. Doch die gute Qualität des diagnostischen Labors in Ankara lässt nicht daran zweifeln, dass es sich auch bei letzten noch unbestätigten Labormeldungen um Influenza-H5N1-Infektionen handelt.

Zwei Geschwister der ersten beiden verstorbenen Geschwister aus der Provinz Van wurden ebenfalls anfangs Jahr mit denselben Symptomen hospitalisiert. Da auch zwei weitere Geschwister der gleichen Familie eine gesicherte H5N1-Infektion aufwiesen kann eigentlich auch davon ausgegangen werden, dass die Totale Zahl der gesicherten Fälle in der Türkei bei 16 liegt.

Im Moment sind jegliche Schlussfolgerungen spekulativ. Sollten die Fallzahlen jedoch in den nächsten Wochen weiter ansteigen und die Mortalität tatsächlich tief bleiben, so muss untersucht werden, ob das Virus nicht etwas von seiner Virulenz (Aggressivität für den Wirt) zugunsten einer erhöhten Infektiosität (Ansteckungspotential Vogel-Mensch) eingebüsst hat. Eine solche Veränderung würde durchaus den Erwartungen entsprechen.