Kaum Resistenzentwicklung bei reiner Prophylaxe
In Ländern der dritten Welt wird die Prophylaxe der Mutter-Kind-Übertragung von HIV oft mit einer ressourcen-sparenden kurzen Therapie der Mutter und des Kindes durchgeführt. Die Gefahr der Resistenzbildung ist dabei Ausgangspunkt zahlreicher Kontroversen. Eine reine Prophylaxe beim Kind könnte sinnvoller sein.
In dieser Arbeit aus Malawi hat das Team von Taha Taha Resultate von zwei Studien zur Prävention der Mutter-Kind-Übertragung analysiert. In der einen Studie wurden Mütter eingeschlossen, welche bereits kurz vor der Geburt waren, in der anderen solche bei welchen die Geburt noch mehr als 4 Stunden bevorstand. In letzterer wurden die Frauen noch mit einer Einmaldosis Nevirapine (200mg) behandelt, in der ersten Gruppe nicht. In beiden Gruppen erhielten die Kinder eine Einmaldosis Nevirapin (NVP) +/- Zidovudine (AZT).
Die Botschaft (s. Tabelle) ist einfach zusammengefasst: Die Wirkung der Prophylaxe ist gleich gut, unabhängig von der Vorbehandlung der Mutter. Selbst wenn es zu einer Infektion des Kindes kam, finden sich bei den Kindern, deren Mütter nicht vorbehandelt wurden, eine geringere NVP-Resistenzrate.
Gruppe |
Mutter NVP |
Therapie Kind | Transmissionsrate | Anteil mit Genotyp(%) | Anteil mit NVP Resistenz(%) |
OR |
||
Nur NVP |
NVP plus ZDV |
Infektrate |
zusätzliche Infektionen nach 6-8Wo % |
|||||
A1 | Ja | Ja | … | 8.1 | 6.5 | 23/26 (89) | 20/23 (87) | 22.24 (3.74–132.12) |
A2 | Ja | … | Ja | 10.0 | 6.9 | 21/25 (84) | 12/21 (57) | 5.07 (1.05–24.55) |
B1 | Nein | Ja | … | 10.0 | 12.0 | 19/26 (73) | 14/19 (74) | 8.38 (1.58–44.36) |
B2 | Nein | … | Ja | 9.0 | 7.7 | 15/18 (83) | 4/15 (27) | 1.00 |
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass eine reine Prophylaxe nur ein geringes Risiko einer Resistenzbildung bringt. Dies ist auch in anderen Gebieten so, z.B. Influenza-Prophylaxe mit Neuraminidase-Hemmern. Das Resistenzrisiko bei den Müttern, welche jedoch eine (aus Sicht der mütterlichen Infektion) suboptimale Einmaldosis Nevirapine erhielten, ist jedoch gross.
In einer "head-to-head" Publikation in der gleichen JID Nummer werden die Resultate einer ähnlichen Studie aus der Elfenbeinküste gezeigt: In dieser "DITTRAME-PLUS"-Studie wurden Frauen bei der Geburt mit einer Kombination einer Einmaldosis Nevirapine plus 3 Tage 3TC+Zidovudine behandelt. Mit dieser Kombinationsbehandlung konnte die Entstehung einer NVP-Resistenz massiv reduziert (<2%) werden. Über die Studie haben wir bereits in der Kongresszusammenfassung aus Rio berichtet.
Quelle Malawi: Eshelman et al, JID, 2006
Quelle Elfenbeinküste: Chaix et al, JID, 2006