H5N1-Influenza: Atypische Übertragungswege bei Katzen
Vögel scheiden Influenza-Viren im Kot aus. Menschen übertragen üblicherweise Grippeviren durch die Atemwegssekrete (Tröpfcheninfektion). Bei H5N1 (Vogelgrippe) könnte alles anders werden. Experimente bei Hauskatzen lassen aufhorchen.
Die hochpathogene Form der Vogelgrippe (H5N1-Influzenza), welche zur Zeit mehrere Kontinente umspannt, wird von Vögeln im Stuhl ausgeschieden. Da Influenza-Viren beim Menschen in der Regel respiratorisch übertragen werden, zählen wir die Krankheit zu den Tröpfchen-übertragenen Infektionen.
Bisher wird die Infektion nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Dies dürfte auch am zellulären Rezeptor für das Influenza-Virus liegen. Dieser ist bei Menschen anders als bei Vögeln (s. Vortrag G. Eich). Nun haben Pathologen aus Rotterdam ein relativ einfaches Experiment mit Katzen gemacht, welches überraschende Resultate zeigt. Die Autoren haben Katzen mit einem H5N1 Virus infiziert, welches von einem erkrankten Menschen gewonnen und in Kultur gezüchtet wurde. Die Infektion erfolgte durch die Luftröhre. Eine zweite Gruppe von Katzen wurden durch Fütterung eines an H5N1 erkrankten Huhns infiziert und zwei weitere Katzen, indem sie in den gleichen Käfig einer erkrankten Katze gesperrt wurde.
Auf allen drei untersuchten Wegen kam es zur Infektion. Besonders auffallend auch, dass sich das Influenza-Virus in praktisch allen Geweben nachweisen liess. In der Abbildung sieht man, das die meisten katzen auch Virus im Rektalabstrich aufwiesen. Die Infektion über das Essen erfolgte vermutlich durch den Darm, denn die peroral infizierten Katzen hatten einen Virenbefall in der Darmmukosa. Auch Nervenzellen wurden vom Virus nicht verschont.
Diese Daten lassen aufhorchen. Zum ersten Mal wurde der Tropismus des Virus beim Säuger untersucht. Offenbar kann das Virus tatsächlich alle Gewebe infizieren. Wir müssen davon ausgehen, dass dies beim Menschen nicht grundsätzlich anders ist. Wird das Virus auf den Menschen übertragen, dann muss offenbar – mindestens bei dem hier untersuchten Virusstamm – mit einer recht schweren Erkrankung gerechnet werden.
Quelle: Rimmelzwaan et al, AmJournalPathol 2006;168:176-83
Das Editorial von Corrie Brown diskutiert nicht nur diese Resultate sondern gibt auch einen kurze Übersicht über die Aviäre Influenza.