Grippe-Impfung: Produktion innert 36 Tagen möglich

Eine Grippe-Pandemie kann weltweit nur durch eine effiziente Impfung unter Kontrolle gebracht werden. Ein Unterfangen, welches nur gelingt, wenn ein Impfstoff innert kurzer Zeit zur Verfügung steht.

Die Produktion von Influenza-Impfstoff ist aufwändig und erfordert Zeit. Bevor das Influenza-Virus überhaupt abgetötet, aufgereinigt und abgepackt werden kann, muss es zuerst in einer Viruskultur gezüchtet werden. Die Viruskultur erfolgt heute auf Hühnerembryonen, ein aufwändiges Verfahren, welches gut acht Monate dauert. Hundertausende Eier müssen gleichzeitig befruchtet werden und die Embryonen mit Virus infiziert werden. Ein befruchtetes Ei genügt gerade einmal, um 3 Imfpdosen herzustellen.

Modernere Methoden versuchen das Virus auf Zellkulturen anzuzüchten. Aber auch dieses Verfahren ist noch aufwändig. Die modenrste Methode ist die Impfstoffproduktion durch DNA Vakkzine. Dabei wird nicht mehr ein Virus-Eiweiss geimpft sondern die Virus-Erbsubstanz. Diese wird in einem sogenannten Vektor eingepflanzt. Man verwendet dazu oft die Erbsubstanz eines Adenovirus, welche so verändert wurde, dass sie keine vollstänidgen Adenoviren bilden kann. Dieses Stück Erbsubstanz wird wie eine konventionelle Impfung subkutan injiziert. Meist nehmen dendritische Zellen diese Erbsubstanz auf und beginnen, entsprechend dem Code der Erbsubstanz die darin kodierten Eiweisse zu bilden. Mit anderen Worten: Man kann mit einem solchen Ansatz genau die Eiweisse bilden, die man braucht, ohne die zahlreichen anderen Eiweisse, welche vielleicht nur Nebenwirkungen hervorrufen zu bilden.

Die Vorteile solcher DNA-Vakkzine sind manigfaltig:

  • Nebenwirkungsarm (nur was wirklich gebraucht wird gelangt in den Körper)
  • Immunogen: DNA-Vakkzine stimulieren das günstige Th1-basierte Immunsystem
  • Der Impfstoff ist nicht infektiös (nur die Erbinformation von Virusteilen wird verwendet)
  • Es können mit derselben Strategie zusätzlich Adjuvantien eingebracht werden. Adjuvantien fördern die Immunantwort
  • Die Produktion von DNA-Vakkzinen kann sehr schnell erfolgen.

Gerade der letzte Punkt erweist sich vermutlich als wichtig für die Produktion einer Influenza-Pandemie-Impfung. DNA VaccineHier kommt es auf Wochen an. Ein Beispiel hierfür war der Einsatz einer DNA-Vakkzine zum Schutz von der vom Austerben bedrohten Kondor-Population vor West-Nile Virus in einem California-Zoo (Bouchie Nat.Biotechnol 2003). Ganze 4 Wochen, nachdem der Auftrag an das CDC ging, waren die Impfstoffe hergestellt und die Tiere konnten geimpft werden.

Für die Bereitstellung von Influenza-Impfstoff für die gesamte Weltbevölkerung dürfte etwas mehr Zeit verstreichen. Doch nun hat eine Gruppe aus Pittsburgh gezeigt, dass sie nur 36 Tage brauchten, um einen Impfstoff gegen H5N1 zu entwickeln (Adam et al, JVirol, 2006). Für diesen Impfstoff hatten die Forscher die Gensequenz des Hämgagglutinin5 (H5) des Virus verwendet, welches 2003 in Vietnam bei Menschen isoliert wurde. Der Impfstoff hat nasal appliziert etwa die Hälfte aller Versuchstiere (Hühner) geschützt. Nach subkutaner Impfung waren 10/10 Versuchstiere vollständig geschützt vor einer 100-fach letalen Dosis (LD50).

Im Falle einer Pandemie gilt es natürlich möglichst rasch eine grosse Anzahl Menschen mit einem Imfpstoff vor der Infektion zu schützen. Natürlich müssen höhere Sicherheitsanprüche abgedeckt werden. Doch in einem solchen Notfall müssten auch Zulassungsbehörden unbürokratisch rasch handeln.

Doch die hier gezeigten Resultate dürften auch unmittelbar zum Schutze der Geflügel von grosser Bedeutung sein. Wenn es gelingt, unsere Hühner wirksam und mit geringem Aufwand vor der Vogelgrippe zu schützen, dann könnten wir uns vor einer möglichen Huhn-zu-Mensch-Übertragung schützen. Dieser Übertragungsweg ist ja in der gegenwärtigen Pandemiephase 3 die einzige Gefahr für den Menschen. China hat mit sehr grossem Aufwand seine Hühnerpopulationen gegen die Aviäre Influenza H5N1 geimpft. Es ist möglich, dass diese Strategie dafür verantwortlich ist, dass aus China nur sehr selten Fälle von aviärer Influenza beim Menschen gemeldet werden.

Quelle: Adam et al, JVirol, 2006