HIV und Kinderwunsch – Ein häufiges Thema!

Am 14./15. Dezember fand aus Anlass des 20. Jubiläums der AIDS Hilfe Schweiz das Schweizer AIDS Forum  in Zürich statt. Dort hat im Rahmen der Kurzreferatsreihe Kinderwunsch, Familienplanung, Erziehung eine von HIV betroffene Frau von Ihrer Auseinandersetzung mit Ihrer Schwangerschaft 1994 berichtet.

Der Vortrag von Susanne Lüthi steht hier zum Download bereit. Sie berichtet von ihrer eigenen Geschichte, als sie als HIV-positive Frau vor über 11 Jahren schwanger wurde und wie sie sich mit dieser neuen Situation auseinandergesetzt hat. Auch heute noch sieht es ein grosser Teil der Bevölkerung nicht als legitim an, dass eine HIV-positive Frau oder ein HIV-positiver Mann deren Kinderwunsch realisieren. Doch Kinder zu zeugen und aufzuziehen entspricht einem ganz tiefen biologischen Bedürfnis. Paare, die von HIV betroffen sind, sehen sich jedoch mit massiven Vorwürfen aus Ihrer Umgebung konfrontiert, wenn sie ihren Kinderwunsch realisieren möchten. Diese Auseinandersetzung mit den stillen oder ausgesprochenen Vorwürfen der Umgebung sind im genannten Referat trefflich zusammengefasst.

 

 

 

In der anschliessenden Diskussion wurde dann deutlich, dass wir in einer schwierigen Diskussion zwischen Präventionsbemühungen und Solidaritätsgedanken stecken. Heute wird die Prävention immer noch sehr plakativ auf eine Ja/Nein Botschaft reduziert. Ungeschützter Sex ist tabu. Für die Prävention sind plakative, einfache Botschaften wichtig. Doch dies geht auf Kosten der von HIV-betroffenen Menschen.

Die Botschaften „sex ist gefährlich“, „Aids ist der Tod“ dem nur mit „vielen Tabletten und Nebenwirkungen“ zu begegnen sei, sind ganz tief in unseren Köpfen verwurzelt. Dies war wichtig, für die Prävention. Dass wir bei einer differenzierteren Betrachtung heute jedoch sagen können, dass eine gut behandelte HIV-Infektion mit einer praktisch normalen Lebenserwartung einhergeht, das ist immer noch tabu. Dass es in einer HIV-diskordanten Partnerschaft (ein Partner positiv) bisher zu keiner dokumentierten Infektion gekommen ist, wenn der positive Partner eine vollständig supprimierende Therapie einnahm, wird auch nicht kommuniziert. Natürlich geht es nicht darum, dass jetzt unter einer HIV-Therapie einfach keine Prävention mehr befolgt werden soll. Aber mindestens lässt sich diskutieren, dass ein Kinderwunsch mit wenig zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr erfüllt werden kann. Diese Fragen versuchen wir in der Beratung von Paaren mit Kinderwunsch heute anzusprechen.

In der Diskussion hat eine HIV-positive Frau, welche vor 4 Jahren ein Kind geboren hat, von ihrer negativen Erfahrung mit der geburtshilflichen Abteilung berichtet. Besonders erschütternd auch die Antwort ihrer Gynäkologin, als Sie sich traute, ihren Wunsch nach einem zweiten Kind zu formulieren: Das soll sie doch jetzt wegstecken, sie soll jetzt zufrieden sein mit ihrem ersten Kind. Unter einer optimal geführten Therapie ist das Risiko, dass ein HIV infiziertes Kind zu gebären deutlich unter 1%. Das ist viel kleiner als das Risiko, dass eine HIV-negative Frau ein Kind mit einem Herzfehler oder einer anderen Missbildung bekommt.

Dank den heute zur Verfügung stehenden Therapien, kann eine HIV-positive Person ein praktisch normales Leben führen, ohne Nebenwirkungen und mit erfülltem Kinderwunsch. Es ist an der Zeit, dass wir das Bild, das wir von HIV/AIDS gezeichnet haben, gründlich revidieren! Diesen Wandel müssen wir sorgsam vollziehen, damit die Prävention auch weiterhin ihren wichtigen Stellenwert einhalten kann.

Falls Sie Interesse an dieser Diskussion haben, würde uns ein Eintrag im Forum freuen.

Falls Sie gerne mit Susanne Lüthi in Kontakt treten möchten, werden wir Ihr e-mail, welches Sie mit untenstehendem Link an uns richten, weiterleiten. Vergessen Sie nicht ihre Kontaktinformationen anzugeben.

Wie sage ich’s meinem Kinde

Im Rahmen derselben Veranstaltung (AIDS Forum) hat Sibylle Niederöst die Resultate einer Untersuchung über den Umgang mit HIV in der Familie vorgetragen. Das Referat mit dem Titel " Wie sag ich’s meinem Kinde" können Sie hier runterladen.