Epidemisch auftretende pseudomembranöse Colitis

Die Clostridium difficile assozierte Diarrhoe ist ein gut bekanntes Krankheitsbild und ist eine der häufigsten antibiotika-assizierten Diarrhoe. Es wird geschätzt, dass 25% aller nosokomial auftretenden Diarrhoen mit C.difficile assoziert sind. Im September Heft vom Lancet wird ein neuer Stamm von C.difficile beschrieben, welcher eine viel höhere Produktion an Toxinen aufweist.

Im Centre Hospitalier Universitaire de Sherbrooke in Quebec fiel eine Häufung von C.difficile verursachten Diarrhoen auf, weswegen man epidemiologische Untersuchungen mittels PFGE (Pulsfeld-Gel-Elektophorese) durchführte. Tatsächlich fand sich eine Häufung eines Stammes, welcher als NAP1/027 (toxinotypeIII) bezeichnet wurde. Dieser Stamm zeichnet sich dadurch aus, dass er eine 16 mal höhere Toxin A Produktion und eine 23 mal höhere Toxin B Produktion als die übrigen C.difficile aufweist.

Nap1.jpgNAP1/027 Stämme wurden bereits bei Ausbrüchen von C.difficile assozierter Diarrhoe in Grossbritannien und in Holland gemeldet. Es ist nicht ganz klar, warum dieser virulente Stamm sich epidemisch verbreiten soll. Eine Möglichkeit wäre, dass bei massivster Diarrhoe, v.a. bei inkontinenten Patienten die Umgebung eben mit Sporen kolonisiert wird, durch die es dann zu neuen Fällen kommt.

Es werden keine anderen Massnahmen als sonst empfohlen, doch sollten wir Mediziner hellhörig werden bei einer Häufung über das gewöhnliche hinaus, denn es könnte sich um eben diesen virulenteren Stamm mit hoher Toxinproduktion handeln.

Die Autoren schreiben auch, dass eine Therapie mit Fluorochinolonen sich als ein hoher Risikofaktor für eine Infektion mit diesem C.difficile Keim ausgezeichnet hat. Aber in den USA sind Fluorochinolone eben auch die am häufigsten verschriebenen Antibiotika. Dennoch könnten die Fuorochinolone diesen Keim selektionieren, da die Autoren doch eine merkliche Zunahme der Resistenz gegen Fluorochinolone bei dem Nap1 Stamm gefunden haben.

Ob bei diesen massiv toxinproduzierenden Stämmen Probiotika wie z.b. Sachyromyces boulardii die Toxine neutralisieren können, bleibt offen, da bräuchten wir noch mehr Daten.

Lesen Sie zu C.difficile Enterokolitis auch unseren Beitrag vom 8.Mai 2005. Vielleicht interessiert Sie auch die 2001 im Lancet erschienene Arbeit zur schützenden Immunantwort gegen das Toxin von C. difficile.

Quelle: Warni et al, Lancet, 2005; 366:1079-84 , siehe auch Editorial von N. Torbjörn in der gleichen Nummer