Indonesien bereitet sich auf die Grippe-Saison vor
Am 29.9.05 meldete das Indonesische Gesundheitsministerium einen weiteren Fall einer tödlich verlaufenden Influenza mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1. In der bevorstehenden Grippesaison wird ein Anstieg der Fallzahlen erwartet.
Die 27-jährige Frau entwickelte Symptome einer Grippe am 17. September, wurde am 19. September hospitalisiert und verstarb am 26. September. Die Abklärungen durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben die Infektion mit H5N1 Influenza-A Viren bestätigt. Damit ist dies der vierte bestätigte Fall einer H5N1-Infektion in Indonesien, drei Personen sind verstorben. Daraus darf man nicht schliessen, dass die Infektion eine Mortalität von 75% hat. Natürlich müssen wir davon ausgehen, dass einige Personen gar nicht abgeklärt werden, weil sie mildere Symptome haben und bei Personen, welche zu spät (nach Abklingen der Symptome) untersucht werden könnte der Virusnachweis schon wieder negativ werden (Bericht WHO).
Auch beim letzten Fall (wie bei den früheren Fällen) hatte die Erkrankte Person engen Kontakt mit erkrankten Hühnern. Die Vogelgrippe (H5N1) ist zur Zeit in Indonesien endemisch. Das bedeutet, dass praktisch alle Hühnerfarmen gefährdet oder infiziert sind. Die Behörden in Indonesien beobachten das Geschehen mit grosser Aufemerksamkeit. In diesen Tagen wurden über 50 Personen mit Verdachtssymptomen hospitalisiert und abgeklärt. Bisher hat sich in keinem der Verdachtsfälle eine tatsächliche Infektion mit H5N1-Influenza nachweisen lassen.
Die WHO hat gut funktionierende Referenzlaboratorien in Südostasien eingerichtet. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die rasche Diagnose von neuen Influenza-Fällen. Die Behörden erwarten eine schwierige Zeit in der bevorstehenden Grippesaison (November-April). Die Gefahr einer Übertragung vom Huhn auf den Menschen ist in dieser Zeit erhöht. Da wird es eine besondere Herausforderung für die Referenzlaboratorien sein, die "normalen" Grippefälle von solchen mit H5N1 zu unterscheiden.
Nach wie vor hat sich die Situation bezüglich H5N1-Gefährdung nicht verändert. Das Virus scheint immer noch nicht die Speziesbarriere überwunden zu haben. Das bedeutet, dass eine Mensch-zu-Mensch Übertragung unwahrrscheinlich ist und somit eine pandemische Ausbreitung der Infektion nicht möglich ist. Dennoch lohnt sich die erhöhte Aufmerksamkeit der Behörden und der WHO. Gemäss einer Mitteilung von Promed hat der Sprecher des Gesundheitsministeriums Indonesiens für heute, den 30.9.05 eine Lieferung von 20’000 Dosen Tamoxifen angekündigt. Tamoxifen ist ein Neuraminidasehemmer, der bei jeder Influenza-Infektion präventiv aber auch therapeutisch eingesetzt werden kann. Die Früherkennung einer Mensch-zu-Mensch Übertragung eines neuen Grippe-Stammes ist entscheidend für eine gezielte Prävention. Mathematische Modelle (s. beil. Abb. und unser Bericht vom 14.8.05) zeigen, dass eine rasche "Ringprophylaxe" den Ausbruch einer Pandemie verhindern könnte.
Nachtrag: Am 10.10.05 meldete die WHO einen weiteren Fall (21-jähriger Mann) einer bestätigten H5N1 Infektion in Indonesien. Der Mann ist in einem guten Gesundheitszustand. Damit sind nun insgesamt 5 Personen in Indonesien an der "Vogelgrippe" erkrankt. Drei der 5 sind verstorben. Alle 5 hatten engen Kontakt zu Geflügeln.