HIV-Therapien werden immer besser

Noch vor einigen Jahren war die Laktatazidose eine gefürchtete Nebenwirkung. Doch wie eine neue Studie aus dem USZ zeigt, ist dies heute eine seltene Nebenwirkung.

Wenn die Zellen wenig Sauerstoff haben, nehmen sie ihre Energie aus dem Abbau von Glukose über die Gärung. Dabei entsteht Milchsäure (Laktat). Dies ist auch dann der Fall, wenn die Mitochondrien, die Energielieferanten der Zellen, gestört sind. Diese sind nämlich für die Zellatmung, resp. für den Abbau von Glukose über den Pyruvat-Stoffwechsel verantwortlich.

Eine Nebenwirkung der Nukleosid-Analoga ist die Störung der Mitochondrien (s. dazu unseren Bericht vom Dez. 04). Eine gefürchtete Nebenwirkung im Rahmen der mitochondrialen Toxizität ist die Laktatazidose. Letztere ist ein Zeichen der massiven Schädigung der Mitochondrien. Um solchen schweren Nebenwirkungen vorzubeugen und eine mitochondriale Toxizität früher zu erkennen,  haben die Schweizer Zentren im Rahmen der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie seit einigen Jahren konsequent halbjährlich den Laktatspiegel im Blut gemessen.

Nun haben die Zürcher Kollegen ihre prospektiv gesammelten Daten retrospektiv ausgewertet. Die Zürcher Studie zeigt, dass die regelmässige Messung des Laktatspiegels heute vermutlich nicht mehr notwendig ist. Denn die Auswertung von mehr als 22’000 Laktatbestimmungen hat ergeben, dass eine Erhöhung praktisch nur noch bei einer Therapie mit DDI oder D4T auftritt. Mit dem Rückgang der DDI / D4T Behandlungen (Abbildung links) kam es auch zu einem deutlichen Rückgang der Fälle mit Laktaterhöhung (Abb. rechts). Besonders die Kombinationsbehandlung DDI+D4T sollte heute wegen dieser Langzeit-Nebenwirkung nicht mehr verabreicht werden (s. HIV-Medikamente in der Schweiz).

Die Behandlung der HIV-Infektion hat sich in den letzten 5 Jahren massiv verbessert. Therapien werden immer besser, und die Wahrscheinlichkeit von Langzeit-Nebenwirkungen sinkt. Auch unsere Arbeit zur Protease-Monotherapie in der Erhaltungsphase der Therapie ist ein weiterer Schritt zur Vereinfachung der Behandlung. In Zukunft werden HIV-Therapien noch weiter optimiert werden.

Quelle: Imhof et al, CID, 2005;41:721-728