HIV: Nicht alle NRTIs können kombiniert werden

Klassische HIV-Therapieschemata verwenden eine Kombination von drei verschiedenen Medikamenten. Nicht ganz ungefährlich ist es, wenn drei Nukleosid-Analoga (NRTI) kombiniert werden, wie eine Spanische post-hoc Analyse zeigt.

Perez-Elias et al. analysieren in ihrer im AIDS erschienenen Arbeit den (ausbleibenden) Erfolg einer Umstellung der Therapie auf eine Tenofovir enthaltende Tripple-NRTI Therapie. Seit die schlechten Resultate einer Induktionstherapie von AZT+3TC+ABV (Trizivir) bekannt wurden (Gulick et al, NEJM, 2004;350:1850), sind wir etwas vorsichtig geworden mit der einfachen Vorstellung, drei Medikamente würden für die Suppression von HIV genügen. Immerhin ist doch bemerkenswert, dass Trizivir als Erhaltungstherapie doch eine sehr gute Option darstellt (Opravil JID, 2002;Opravil AIDS 2004).

In den letzten Jahren sind nun zahlreiche Arbeiten präsentiert worden, welche vor einem Tenofovir enthaltenden Tripple-NRTI-Regime warnen (vgl dazu unsere Kongressberichte Bangkok_04, CROI_04). In der genannten Spanischen Arbeit wurde retrospektiv der Erfolg einer Umstellung einer erfolgreichen Therapie auf Tenofovir plus 2 NRTI bei 55 Patienten berichtet. In dieser Analyse konnten nur 31% der so behandelten Patienten ihre HIV-RNA Suppression beibehalten. Dieses Resultat sollte uns mahnen, die Finger von solchen "Experimenten" zu lassen. Die Autoren zeigten auch in ihrer multivariaten Analyse, dass der wichtigste (und hier einzige) Risikofaktor für ein Therapieversagen die Kombiantion von Tenoforvir mit Didanosine war (OR=18, 95%-CI:2-147). Beim Therapieversagen fand sich in der Regel die Resistenzkombination der K65R und der M184V Mutation.

Offenbar braucht es nicht einfach drei Medikamente, sondern es braucht auch Medikamente mit einer hohen Resistenzbarriere. Ein schönes Beispiel dafür sind die Resultate unserer PI-Monotherapie mit Atazanavir (Bericht Rio), wo doch deutlich gezeigt wurde, dass ein Medikament alleine für eine Erhaltungstherapie reichen kann, wenn es genügend hoch dosiert ist und mehrere Mutationen für eine Resistenzentwicklung notwendig sind.

Quelle: Perez-Elias; AIDS 2005:19:695-8