HIV-Medikamente wirken Wunder!

In der morgigen Ausgabe des Lancet publiziert die Schweizerische HIV-Kohortenstudie eine Analyse zur Wirkung der hoch aktiven antiretroviralen Therapie (HAART). Eigentlich eine Erfolgsstory, der wir uns zu wenig bewusst sind!

Es sind jetzt dann gerade zwanzig Jahre her, als ich als junger Assistent am Kantonsspital den ersten AIDS-Patienten erlebt habe. Der junge Mann starb wenige Tage nach seiner Hospitalisation an den Folgen der schweren, lange nicht richtig erkannten Lungenentzüdung. Diagnose AIDS mit Pneumocystis Carinii Pneumonie.

Dass wir heute dieses Bild nicht mehr sehen, ist eingentlich ein medizinisches Wunder, wie es der Kommentar von Brian Gazzard vom erwähnten Lancet-Artikel beschreibt. Seit 1996, also gut ein Jahrzehnt später, haben wir effiziente Kombinationsbehandlungen (HAART) zur Verfügung. Die Behandlungen werden noch verbessert, viele Langzeitnebenwirkungen können vermieden werden und junge, früher dem Tod geweihte Menschen können wieder ein vollständig normales Leben führen.

Die Untersuchung der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie hat gezeigt, dass HIV-positive Menschen, welche mit HAART behandelt werden ein um 90% geringeres Risiko haben, eine Krankheitsprogression zu erleiden oder zu sterben. In der täglichen Erfahrung müssen wir sogar sagen, dass jemand, der seine Therapie gut einnehmen kann und rechtzeitig mit der Therapie beginnt, auch langfristig (10-20 und mehr Jahre) eine sehr gute Lebensprognose hat.

Noch ist der optimale Zeitpunkt für einen Therapiebeginn nicht klar. Doch sicher ist, dass man beginnen sollte, bevor das Immunsystem so geschwächt ist, dass sog. opportunistische Infektionen auftreten können. Denn wenn heute ein Patient in diesem Zustand kommt, wie damals unser erster AIDS-Patient in St. Gallen, dann ist es auch heute noch zu spät.

Gerade weil wir heute so gute Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung haben, ist es wichtig, dass wir grosszügiger mit der Indikationsstellung für einen HIV-Test sind. Doch auch heute noch gilt, dass jeder HIV-Test durch eine kurze Testberatung begleitet werden sollte. Denn jeder HIV-Test ist eine Gelegenheit für eine Prävention (s. dazu der Aritkel in der Aerztezeitung 28/05). Denn nach wie vor gilt: Eine HIV-Infektion zu verhindern ist leichter, als diese (lebenslang) zu behandeln.

Quelle: Sterne et al, Lancet 30.7.2005; 366:378-84

Kommentar zur HIV-Testberatung: (HIV-)Prävention beginnt in der Arztpraxis (SAeZ 28/05)