Erster therapeutischer HIV-Impfversuch erfolglos
Die Aussicht auf eine baldige Impfung zur Verhinderung einer HIV-Übertragung ist schlecht. Da hofft man vielerorts, dass wenigstens eine Therapeutische Impfung einen Nutzen haben kann. Doch die ersten Resultate sind ernüchternd.
Kurz nach einer HIV-Infektion kommt es zur raschen Zerstörung der speziell gegen das HIV-gerichteten T4-Immunzellen. Um diese Zerstörung der potentiell rettenden Zellen zu zerstören, postuliert man einen raschen Beginn der HIV Therapie gleich nach der Diagnose einer ganz frischen HIV-Infektion (falls diese überhaupt entdeckt wird). Doch die Kunst wäre jetzt, die dadurch vor der Zerstörung „geretteten“ Immunzellen so vorzubereiten, dass sie die HIV-Infektion wirkungsvoll unterdrücken könnten.
Genau dies wurde in der ersten jemals durchgeführten therapeutischen Imfpstudie versucht. Nicht ganz ohne Stolz dürfen wir in St. Gallen sagen, dass wir selbst mit 5 Patienten an dieser Studie beteiligt waren und dass St. Gallen weltweit das erste Zentrum war, in dem diese erste therapeutische Impfstudie durch eine Ethkikommission bewilligt wurde!
Doch bei allem Enthusiasmus müssen wir heute rückblickend erkennen, dass die Erfolge ernüchternd, um nicht zu sagen null waren. In der Studie wurden die Patienten, nachdem sie schon erfolgreich über z.T. mehr als 2 Jahre mit HIV Medikamenten behandelt wurden, randimisiert. Dabei wurden sie entweder nicht geimpft, oder mit einem oder mit einer kombination von zwei Impfstoffen geimpft. Insgesamt gab es von jedem Impfstoff 4 Injektionen, zeitlich gestaffelt. Geimpft wurde mit dem ersten verfügbaren Canary-Pox -Impfstoff und bei der zweiten Substanz handelte es sich um Remune, einem aufgereinigten Virus-Protein (gp120). 6 Monate später wurde dann die Therapie abgesezt und der Anstieg der Viruskonzentration im Blut verglichen.
Das Resultat ist einfach berichtet: Die Immunantwort und der Anstieg der Viruslast war in allen Gruppen gleich. Einschränkend müssen wir eingestehen, dass dies ein Versuch mit den ersten damals verfügbaren Impfstoffen war. Doch es besteht kein Grund zur Annahme, dass von heutigen Imfpstoffen wesentlich bessere Resultate zu erwarten sind.
Die Studie war etwas ganz Besonderes, weil sie von einer Pharmafirma (damals Glaxo, heute GSK) mit grossem Finanziellen aufwand betrieben wurde, ohne dass die Firma für ihre bereits zugelassenen Produkte einen zusätzliche direkten Nutzen hätte haben können. Die Impfstoffe gehörten anderen Firmen und die Firma GSK hat zusammen mit vielen Forscherzentren weltweit, zahlreiche Zusatzuntersuchungen finanziert, welche von rein akademischem, und nicht kommerizellem Interesse waren. So hatten wir selbst in dieser Studie Gelegenheit, bei über 70 Proben aus aller Welt die Virusauscheidung im Sperma während der HIV-Primoinfektion und danach zu untersuchen.
Quelle: Kinloch-de Loes et al, JID, 2005; 192:607–17
Editorial von Gandhi & Altfeld