HIV: Dreimal infiziert
Im letzten Jahr wurde die Gewissheit immer grösser, dass Superinfektionen (Zweitinfektionen) bei HIV möglich sind. Nun haben Holländische Autoren einen Fall beschrieben, in welchem eine dreimalige Infektion vermutet wird.
Innerhalb von 2 Jahren fand sich bei diesem Patienten eine Zweit- und dann eine Dritt-Infektion mit einem genetisch eindeutig unterschiedlichen HIV. Leider kann auch bei diesem Fall keine Infektionsquelle (mit dem entsprechenden Genotyp) identifiziert werden. Doch der Fall weist auf ein interessantes Detail hin: beim Dritten Virus handelte es sich um einen genetisch sehr unterschiedlichen Subtyp (CRF-01AE statt B). Und gleichzeitig mit dem Auftreten dieses Virus stieg die Viruskonzentration im Plasma signifikant an (Abb.).
Beim ersten Virus (in der Abbildung Gelb) handelte es sich um einen Subtyp B. Beim zweiten (grün) ebenfalls, doch im Phylogenetischen Stammbaum eindeutig genetisch weit entfernt und beim orangen Isolat um den CRF01_AE.
Interessant ist auch die Beobachtung, dass bei der Infektion mit dem genetisch weit entfernten CRF nicht nur die Viruskonzentration stark anstieg, sondern auch eine Klinik ähnlich einer HIV-Primoinfektion auftrat. Dies erinnert mich an eine Arbeit meiner Laborchefin in den USA, welche damals solche interkurrenten Virämien mit identischem klinischen Bild beobachtet hatte (Fiscus et al, JAIDS 1995). Wir interpretierten dies damals als "Escape-Mutanten", doch vielleicht waren dies nichts als Superinfektionen.
Superinfektionen scheinen häufiger zu sein, als wir das geahnt haben. Klinisch relevant sind sie jedoch selten. Siehe dazu auch unseren Beitrag vom 4.9.02