Hepatitis C: Ist die lange Behandlungszeit immer nötig?

Die Dauer einer Behandlung ist die schwierigste Frage in der Infektiologie schlechthin. So ist es auch bei der Hepatitis C. Eine neue Studie bringt neue Hoffnung auf kürzere Therapien.

Infektionen mit dem HCV Genotyp 1 zeigen höhere Heilungschancen wenn diese 48 Wochen mit Interferon behandelt werden, als nur 24 Wochen. Dieser zusätzliche Nutzen lässt sich bei Infektionen mit Genotyp 2 und 3 jedoch nicht belegen, sodass Therapiedauer hier auf 24 Wochen festgesetzt wurde. Doch das Ansprechen der Therapie kann ja grundsätzlich nicht alleinige Folge des Virus-Genotyps sein. Insbesondere Wirtsfaktoren spielen hier eine wichtige Rolle. Man weiss auch, dass der Abfall der Viruskonzentration unter der Therapie nicht bei allen Menschen gleich verläuft. Das biologische Ansprechen scheint aber ein wichtiger Voraussagewert für den Erfolg der Therapie zu sein.  

Man muss sich daher fragen, ob nicht mit solchen Messungen einige Personen identifiziert werden könnten, welche auch von einer noch kürzeren Behandlungsperiode profitieren könnten. In der Ausgabe vom 23.6.05 des NEJM wird genau zu diesem Thema eine Italienische Studie präsentiert.

283 Patienten mit einer HCV-Infektion Genotyp 2 oder 3 wurden randomisiert um entweder die 24 Wochen Standardtherapie (n=70) oder ein modifiziertes variables Regime (n=213) zu erhalten. In der Interventionsgruppe wurde die Therapie nach 12 Wochen abgebrochen, wenn die Viruskonzentraton bereits nach 4 Wochen Therapie nicht mehr nachweisbar war. table 2

Etwa zwei Drittel der Behandelten (in beiden Gruppen) hatten nach 4 Wochen kein Virus im Blut nachweisbar. Die Heilungsrate (SVR: HCV-RNA negativ 24 Wochen nach Therapiestopp) war ausgesprochen identisch in den beiden Gruppen (Standard 76%, Variabel 77%). Insgesamt war die Heilungsrate 80% bei Genotyp 2 und 66% bei Genotyp 3.

Der einzige Faktor, der das initiale virale Ansprechen trendmässig beeinflusst hat, war die Viruskonzentration vor Therapie (< oder > 800″000 IE/ml), was per se nicht überrascht. 

Einmal mehr zeigt sich, dass die virologischen Parameter wichtig zur Beurteilung einer antiviralen Therapie sind. Es sieht so aus, dass er zur Heilung eine gewisse Dauer einer vollständigen Virussuppresion benötigt. Wenn wir einmal wissen, wie lang diese Dauer ist, welche Faktoren diese allenfalls noch beeinflussen (z.B. HCV-spezifische Immunantwort, Genotyp) dann können wir vielleicht auch eine sehr individuelle Therapie mit massgeschneiderter Therapiedauer entwickeln.

Quelle: Mangia et al, NEJM, 2005; 352:2609-17