Hautinfektionen bei Kindern
Skabies, Kopfläuse, Follikulitis und Herpes labialis sind Infektionen die häufig bei Kindern auftreten aber auch bei Erwachsenen gesehen werden. Wir fassen hier einen Review-Artikel aus dem BMJ vom 21.5.05 zusammen.
Die folgende Übersicht ist gegliedert in:
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Kopfläuse
Skabies (Krätze) ist eine stark juckende Hauterkrankung, die durch Milben (Sarcoptes scabiei) verursacht wird. Das Risiko einer Ansteckung ist dort am grössten wo Menschen eng zusammenleben. Häufig sind Kinder betroffen, Skabies wird jedoch auch bei Erwachsenen gefunden. Die Infektion ist hochkontagiös und wird durch direkten Hautkontakt übertragen. Eine Übertragung über Kleidungsstücke oder Bettwäsche ist selten.
Die weibliche Milbe gräbt einen Gang in die Haut und legt ihre Eier ab. Innerhalb von 2-3 Tagen bilden sich Larven, aus denen sich reife Milben entwickeln, die sich paaren und wiederum Eier ablegen (2-wöchiger Zyklus). Die häufigsten Hautveränderungen sind Papeln, Vesikel, Pusteln und Noduli und treten nach 2-6 Wochen auf. Sie sind auf eine Immunreaktion des Körpers zurückzuführen. Der Milbengang, eine kurze, wellige, gräuliche Linie ist pathogmonisch. Typisch ist ein hartnäckiger Juckreiz, der in der Nacht (Bettwärme) zunimmt. Bei Erwachsenen betreffen die Hautveränderungen vor allem die Interdigitalräume, Finger, Beugeseiten der Handgelenke, die Axilla und den Genitalbereiche. Kindern haben häufiger Veränderungen am Kopf- und Halsbereich sowie an Hand- und Fusssohlen. Ein ekzematisches Erythem am Rumpf ist bei Kindern ebenfalls weit verbreitet. Bei Säuglingen finden sich häufig bräunlich-pinkfarbene noduläre Veränderungen.
Die definitive Diagnose erfolgt durch den mikroskopischen Nachweis von Milben, Kot oder Eiern. Die Behandlung kann jedoch bei einem konkreten Verdacht auch ohne einen direkten Nachweis begonnen werden. Mittel der Wahl ist 5%-ige Permethrin Hautcreme. Als Alternativen stehen weitere äusserlich angewandte Medikamente wie Malathion, Lindane und Benzylbenzoat (hautirritierend, nicht für Kinder) zur Verfügung. Eine orale Behandlung mit Ivermectin ist ebenfalls effektiv.
Was tun bei Kopfläusen? Diese Frage wurde bereits im Artikel von A. Meurer (inkl. Therapievorschläge) diskutiert. Die humane Kopflaus (Pediculus humanis capitis) ist in der ganzen Welt verbreitet und betrifft v.a. 4-11 jährige Kinder aller sozialen Schichten. Es handelt sich um ein grau-braunes, 1-3 mm grosses, sechsbeiniges Insekt, das sich durch Blutmahlzeiten ernährt. Weibliche Läuse legen Eier (Nissen), die innerhalb von 7 Tagen schlüpfen. Aus den Nymphen entwickeln sich nach 10-14 Tagen erwachsene Läuse.
Eine Übertragung kommt durch einen (relativ langen) Haar- zu Haarkontakt zustande. Läuse die auf Kissen, Hüten oder sonstigen Orten gefunden werden sind meist nicht mehr in der Lage einen neuen Wirt zu befallen. Viele betroffene Menschen sind zunächst asymptomatisch, da sich der Juckreiz (eine allergische Reaktion auf Läusespeichel) erst entwickelt. Eine Behandlung wird bei Nachweis von lebenden Läusen im BMJ empfohlen, eine automatische Mitbehandlung weiterer Familienmitglieder ist nicht notwendig, allerdings sollte nach Läusen gesucht werden. Die Behandlung kann mit Permethrin und Malathion erfolgen. Wegen der Gefahr vor Resistenzentwicklungen ist eine zweite Anwendung (nach 7 Tagen) empfohlen. Auf weitere Therapiemöglichkeiten inklusive einer oralen Therapie wird auf dem oben erwähnten Link eingegangen.
Bei der Follikulitis handelt sich um eine häufige, in jedem Alter vorkommende, meist bakterielle Superinfektion der Haarfollikel. Die Follikulitis wird vor allem durch Staphylokokkus aureus, gelegentlich auch durch Pityrosporum (Hefepilze) verursacht.
Zunächst entsteht eine oft juckende oder schmerzhafte Entzündungsreaktion. Danach entwickeln sich kleine (1-5 mm) Papeln oder Pusteln mit einem umgebenden Erythem. Die Läsionen können vereinzelt oder gruppiert auftreten und betreffen häufig Gesicht, Kopfhaut, Extremitäten oder das Gesäss. In der Regel kommt es nicht zu systemischen Symptomen. Die unkomplizierte Follikulitis bessert sich, wenn die verursachenden Faktoren, wie z.B. Rasur, enge Kleidung, vermieden werden und eine Reinigung mit aseptischen Mitteln erfolgt. Bei persistierenden Veränderungen kann topische Fusidinsäure oder Mupirocin eingesetzt werden. Bei einer schweren refraktären Follikulitis empfiehlt sich eine empirische Behandlung mit systemischen Antibiotika. Zunächst sollte jedoch eine bakteriologische Diagnostik inklusive Nasenabstrich zu Identifizierung asymptomatischer Staphylokokkus aureus Träger abgenommen werden.
Herpes labialis, verursacht durch das Herpes simplex Virus (HSV)-Typ 1, ist eine häufige durch Haut- oder Schleimhautkontakte übertragene Infektion. Die selbstlimitierende Primärinfektion kann eine grosse klinischen Bandbreite haben, die von asymptomatischen Verläufen bis zu schweren Infektionen mit Ulcera, Lymphadenopathie und Fieber, reicht. Die Behandlung umfasst neben einer symptomatischen Therapie den Einsatz von topischen Aciclovir und gelegentlich eine systemische antivirale Behandlung (z.B. Aciclovir 7-10 Tage). Im Verlauf kann es wiederholt zu einer Reaktivierung der Infektion kommen. Obwohl die Läsionen vor allem im Bereich der Lippen auftreten, können diese das ganze Gesicht oder weitere Stellen des Körpers betreffen. Eine orale Prophylaxe mit einem Virostatikum kann helfen die Frequenz und Schwere der Symptome zu reduzieren . Eine topische Behandlung verhindert den Ausbruch eines Herpes labialis nicht.
Eine HSV-Infektion ist die häufigste Ursache für ein Erythema multiforme. Das Erythema multiforme ist eine akute fieberhafte Erkrankung, die durch vesiculär-bullöse Läsionen (häufig symmetrisch an den Extremitäten) gekennzeichnet ist. Die Veränderungen bilden sich innerhalb von Wochen zurück, allerdings sind Rezidive häufig und können, insbesondere bei oraler Mitbeteiligung, die Lebensqualität stark einschränken. Da eine orale Behandlung oft zu spät einsetzt kann eine Prophylaxe sinnvoll sein.
Das Ekzema herpeticum entwickelt sich häufig bei Kindern auf vorgeschädigter Haut z.B. bei einem milden atopischen Ekzem. Es kommt zu Fieber, Krankheitsgefühl und Hautveränderungen mit Vesikeln und Erosionen. Die erste Episode nimmt häufig den schlimmsten Verlauf, die Erkrankung kann rezidivierend auftreten. Leichte Fälle können mit einem oralen Virostatikum behandelt werden, Patientin mit schweren Verläufen sollten stationär aufgenommen und mit einer intravenösen Therapie behandelt werden.
Quelle: Sladden/Johnson, BMJ, 2005;330;1194-1198
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