Varizellen-Impfung für Spitalpersonal: Schutz von Patienten und Mitarbeitern
Ein Editorial von Judy Breuer im BMJ vom 27.2.05 fasst im Titel die Quintessenz zusammen: Die Varizellen-Impfung beim Spitalpersonal schützt Patienten und Personal.
Die Varizellen-Impfung wurde im Dezember 2003 in England für Mitarbeitende im Gesundheitswesen ohne Immunität zugelassen. Die Impfung bezweckt:
- die Reduktion des Varizellen-Risikos bei Patienten und Mitarbeitern, und
- die Senkung der hohen Kosten nach Exposition.
Wie wir schon früher berichtet haben, kann eine Varizellen Infektion bei Erwachsenen zu lebensbedrohlicher Pneumonie führen. Pneumonie und Enzephalitis sind 100 und die Mortalität 20 mal häufiger als bei Varizellen im Kindeshalter. Besonders gefürchtet sind die Infektionen jedoch bei immunkompromittierten Patienten und bei schwangeren Frauen und Neugeborenen. Schwere Komplikationen treten in 1 auf 400 Fälle auf, die Mortalität beträgt 1 auf 1000-4000 Erkrankungen. Varizellen während den ersten 20 Schwangerschaftswochen führen in 1-2% zum kongenitalen Varizellen-Syndrom des Feten. Im Spital dürfen deshalb erkrankte Mitarbeiter nicht am Patientenbett arbeiten.
Die Varizellen-Impfung ist sehr sicher bei Erwachsenen. Ein flüchtiges Exanthem tritt in 5-10% der Geimpften auf (90% bei Infektion im Erwachsenenalter). Schwere Komplikationen der Impfung treten bei 1 von 10"000 Geimpften auf. Trotz Unterstützung und Empfehlung des Varizellen-Immunisationsprogrammes an 38 Zentren in England erfolgte die Einführung der Impfung in England unbefriedigend. Die Akzeptanz für die Impfung entsprach mit 15% derjenigen der Influenza-Impfung. 95% der erwachsenen Engländer sind immun gegen Varizellen, aber nur 75-85% der Personen aus subtropischen Ländern, wie den Philippinen oder Indien. Die auf Hochrisikogruppen in Spitälern beschränkte Impfstrategie schützt Personal und Patienten und ist kostenneutral. Weitere motivierende Massnahmen sind notwendig, um insbesondere auf Abteilungen mit immunkompromitierten Patienten eine vollständige Immunität beim Personal zu erzielen.
Quelle: Judy Breuer BMJ 2005;330:433-434