Mumps-Ausbruch in England – Ein grundsätzliches Problem
Die Medien berichteten kürzlich über Mumpsausbrüche bei Adoleszenten in England. Auch das British Medical Journal fasste die Ereignisse zusammen. Wo liegt das Problem?
Die Britische Gesundheitsbehörde hat Alarm geschlagen, weil die Zahl von gesicherten Mumps-Fällen bei Jungendlichen in den letzten drei Jahren massiv anstieg: 96 Fälle 1996, dann aber 1529 Fälle im 2003 und 7625 Fälle im 2004. Dieser Anstieg zeigt ein grundsätzliches Problem bei der Einführung von neuen Impfstrategien: Wenn man beginnt eine Bevölkerung zu impfen (MMR-Impfung in England Ende 80-er Jahre) dann braucht die Umstellung etwas Zeit. Es braucht auch Zeit, bis alle Eltern die Notwendigkeit einer Impfung verstehen. In dieser Übergangszeit ist die Durchimpfungsrate dann zwar ungenügend aber es treten weniger natürliche Erkrankungen auf.
Das Resultat ist, dass die Kinder, die während der Einführung geboren sind, weniger häufig mit Mumps, Masern und Röteln konfrontiert werden. So treten dann im jungen Erwachsenenalter diese Infektionen auf.
Das Phänomen gilt natürlich genauso für die Schweiz. Wir müssen auch mit solchen Impf-Lücken rechnen. Daher wird auch empfohlen, die MMR-Impfung mit 7 Jahren zu wiederholen und jungen Menschen, die nicht geimpft wird, wird die Nachimpfung ebenfalls empfohlen. In England wird die Nachimpfung nun grosszügig indiziert. Auf dem nebenstehenden Bild aus dem BMJ stehen Studenten aus Lancester Schlange, um sich nachimpfen zu lassen. Auch bei der Reiseberatung empfehlen wir grundsätzlich, dass die MMR-Impfung kontrolliert und allenfalls nachgeholt/aufgefrischt werden sollte. Das immunologische Gedächtnis muss immer wieder and die Krankheiten erinnert werden (s. dazu unseren Bericht über den Vortrag von Prof. Zinkernagel vom Challenge-Meeting Jan 05).
Die Probleme mit Mumps-ausbrüchen in der Schweiz in den 90-er Jahren hatten allerdings andere Gründe. Hier war das Problem die fehlende Wirksamkeit des eingesetzten Impfstoffes (Rubini-Stamm), wie wir selbst in einer Kohortenstudie (Schlegel et al, BMJ) haben zeigen können. Dieser Impfstoff ist mittlerweilen nicht mehr auf dem Markt verfügbar.