Impfung gegen Gebärmutter-Krebs ist in Sicht!
Weltweit erkranken jährlich 470 000 Frauen an einem Cervix-Carzinom. HPV 16 und 18 sind die häufigsten onkogenen Papillomaviren und verursachen 70% aller Cervixcarzinome (s. unseren Bericht v. 30.03.03). Ein neuer HPV Impfstoff weckt berechtigste Hoffnungen!
Im November 04 publizierte das Lancet eine in Nord-Amerika und Brasilien durchgeführte randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, Multi-Center Phase 2 Studie (Harper D, Lancet 2004) zur Wirksamkeit, Immunogenität und Sicherheit eines bivalenten HPV 16/18 Impfstoffes.
1113 Frauen im Alter zwischen 15-25 Jahren wurden randomisiert einem Impfschema (0,1,6 Mo.) mit einem bivalenten HPV 16/18 Impfstoff (n=560) bzw. einem Placebo (n=553) unterzogen. Primärer Endpunkt war die Wirksamkeit der Impfung bezüglich der Prävention einer Infektion mit HPV 16 und/oder 18 im Zeitraum 6 bis 18 Monate nach Immunisierung.Sekundäre Endpunkte waren der Schutz vor einer persistierenden Infektion mit HPV 16/18 sowie der Schutz, was das Auftreten von HPV 16/18 assoziierten zytopathologischen Veränderungen (> ASCUS) betrifft.Eingeschlossen wurden nur Frauen mit weniger als 6 Sexualpartnern, negativer HPV 16/18 Serologie und negativem PCR Screening auf 14 Hochrisiko HPV Typen (16,18,31,33,35,39,45,51,52,56,58,59,66,68). 4 Wochen nach Abschluss der Grundimmunisierung lag die Serokonversionsrate für HPV 16 und 18 bei praktisch 100 %.Nach 6,12 und 18 Monaten wurden Zervikalabstriche durch medizinisches Fachpersonal genommen. Zusätzlich wurden nach 0, 6, 9 Monaten und im weiteren Verlauf 3 monatlich (Follow up 27 Mo.) durch die Frauen selbst Zervikovaginalabstriche entnommen. Beide Proben wurden auf HPV-DNA, sowie auf zytopathologische Veränderungen untersucht. Ein einmalig positiver HPV 16/18 DNA Nachweis wurde als Infektion gewertet, 2 positive Proben im Abstand von 6 Monaten als persistierende Infektion.
Die Intention to treat Analyse ergab einen Impfschutz von 83 % (p<0.0001) bei Auswertung der Cervixabstriche nach 27 Monaten, was das Neuauftreten einer Infektion mit HPV 16/18 betrifft.Wurden beide Proben berücksichtigt, lag der Impfschutz lediglich bei 67,76 % (p<0.0001).
Die Impfung scheint aber offenbar sehr gut vor einer persistierenden Infektion mit den Papillomaviren zu schützen. Hier betrug der Schutz nach der intention to treat Analyse 95,1 % (p<0.0001) nach Auswertung der Cervixabstriche und immerhin noch 87,5 % (p<0.0001) nach Auswertung beider Proben. Der Schutz vor HPV 16/18 assoziierten zytopathologischen Veränderungen lag bei der Intention to treat Analyse bei 92,9 % (p<0.0001). Nach der according to protocoll Analyse, d.h. unter alleiniger Berücksichtigung der Frauen, die tatsächlich alle 3 Immunisierungen erhalten hatten, lag der Schutz vor einer Infektion mit HPV16/18 nach Auswertung beider Proben bei 73,6 %, eine persistierende Infektion konnte hier sogar bei 100 % der Patientinnen (p<0.0001) vermieden werden.
Diese ermutigenden Ergebnisse lassen bei einer offenbar sehr guten Verträglichkeit des Impfstoffes hoffen, dass eine solche Impfung bald zugelassen werden kann und weitere Erfahrungen gewonnen werden können. Letztendlich sind Langzeit-Kohorten Studien notwendig, um zu beweisen, dass die Impfung tatsächlich ultimativ vor einem Cervix-Ca schützt.
Offene Fragen gibt es noch zahlreiche: Sollte eine HPV Impfung in die nationalen Impfempfehlungen aufgenommen werden? Sollen Jugendliche möglichst vor ihrer sexuellen Aktivität geimpft werden? Was sind die Kosten für unser Gesundheitssystem? Sollten nur Frauen oder auch Männer geimpft werden? Wieviele onkogene HPV Typen sollte die Impfung enthalten? Führt die Impfung möglicherweise zu einem Wiederaufleben nicht in der Impfung enthaltener onkogener HPV-Viren? Wann ist eine Booster-Impfung erforderlich? Ein weites Feld doch immerhin eine Hoffnung, dass das Cervix-Carcinom, das Penis-Carcinom und möglicherweise auch einige Formen des Analcarcinoms dadurch verschwinden werden.