GB-Virus C Kontroverse: Irrungen und Wirrungen
Endlich scheint sich der seit langem unklare Zusammenhang zwischen GB-Virus-C und HIV zu klären. Vermutlich waren alle bisheringen Gerüchte über eine schützende Wirkung von GBV-C Schall und Rauch…
Die Geschichte um die Wirkung der GB-Virus C (GBV-C) Infektion bei HIV hört sich fast an wie ein Krimi. Zunächst wurden Epidemiologen weltweit durch die ersten eiden Studien im NEJM aufgeschreckt, wonach eine Koinfektion mit dem GBV-C (früher auch Hepatitis-G Virus genannt) den HIV-Verlauf günstig beenflussen soll (Xiang et al, 2001 und Tillmann et al 2001). Dann haben mehrere Studien unterschiedliche Resultate (z.B. Williams et al.) gezeigt, und jetzt kommt vielleicht eine Klärung aus Holland…
GBV-C ist nahe verwandt mit dem Hepatitis C Virus, verursacht selbst jedoch weder eine Hepatitis noch sonst irgendwelche Krankheitszeichen. Also das klassische Beispiel eines excellent angepassten Virus. Weil dem so ist, hatten einige schon postuliert, man solle doch HIV-positiven Menschen mit GBV-C infizieren, damit der Verlauf der HIV-Infektion günstig beeinflusst werde. Andere Gruppen, so zum Beispiel das NIH hatten die „schützende Wirkung“ nicht bestätigen können.
Nun hat die Holländer Gruppe um den Epidemiologen Roul Coutinho und die Virologin Hanneke Schuitemaker eine ganz neue, vermutlich bessere Erklärung für die widersprüchlichen Resultate Gefunden. Die Autoren der Studie habe in der Amsterdamer Kohorte GBV-C-RNA unterscuht. In dieser Kohorte von homosexuellen Männern ist praktisch bei allen der genaue Infektionszeitpunkt recht gut bekannt. Die erste GBV-C RNA wurde im Mittel knapp 2 Jahre nach der Serokonversion, also recht früh untersucht. Nun fanden die Autoren das Gegenteil der rüheren Behauptung, Patienten mit positiver GBV-C-RNA hatten einen tendenziell schlechtere Verlauf der HIV-Infektion.
Nun zeigte sich aber, dass die Prognose noch schlechter war (ca 3x höheres Progressionsrisiko) wenn die HIV-RNA wärhend der HIV-Infektion verschwand. Wird diese Korrelation nun für CD4 korrigiert, so verschwindet der vermeintliche Zusammenhang zwischen GBV-C-RNA-Verlust und HIV-Progression.
Die Autoren postulieren nun, dass der CD4-Abfall ursache und nicht Folge des GBV-C-RNA Verlusts ist. Mit dieser These können eigentlich alle bisherigen Resultate unter einen Hut gebracht werden. Und die vielen Studien zu GBV-C sind zur Farce geworden. Irrungen in der Forschung, die sich wohl nie ganz vermeiden lassen.
Quelle: Van der Bij, CID, 2005, 191:678