Psychologische Bedingungen
Der medizinische Fortschritt hat die Probleme auf psychischer und sozialer Ebene nicht notwendigerweise verringert.
„Mit dem Einsatz verbesserter antiretroviraler Therapien hat sich auch der Kontext von AIDS und Arbeitswelt entscheidend verändert. Dieser Wandel stellt eine grosse Herausforderung für Menschen mit HIV, die Aids-Hilfe sowie für Ärzte und Ärztinnen dar. Nachdem das positive Testergebnis den ersten Einbruch in den Lebensentwürfen bedeutete, ist nun ein zweiter biografischer Bruch zu bewältigen. Nicht mehr Abschiednehmen und Tod stehen im Vordergrund, sondern die Auseinandersetzung mit dem „wiedergewonnenen“ Leben, mit neuen Hoffnungen, aber auch mit Ängsten und Fragen der Existenzsicherung.
Für viele stellt sich die Frage, woher die Zuwendung kommen soll, die ihnen bisher als den „Todgeweihten“ gewährt wurde. Dadurch, dass sich AIDS immer mehr zu einer chronischen Erkrankung entwickelt, verliert der/die Infizierte die spektakuläre Position des an einer unheimlichen, tabubesetzten und tödlichen Krankheit leidenden Menschen und nähert sich den gesellschaftlich nur wenig beachteten Behinderten. Das bedeutet, dass der medizinische Fortschritt die Probleme auf psychischer und sozialer Ebene nicht notwendigerweise verringert“.
F. Krey, HIV und Aids im Arbeitsleben.