Prävention der Mutter-Kind Übertragung von HIV

Die Fachkommission Klinik und Therapie HIV/Aids (FKT) des Bundesamtes für Gesundheit hat in der letzten Dezember-Nummer des BAG Bulletins die neuen Empfehlungen zur Prävention der vertikalen Übertragung von HIV (Mutter-Kind Übertragung) publiziert.

Die am 27.12.04 publizierte Empfehlung wurde zusammen mit den Schweizerischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG), für Pädiatrie (SGP), für Neonatologie und von der Pädiatrischen Infektiologie-Gruppe Schweiz (PIGS) erarbeitet.

Mit den heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden kann das Übertragungsrisiko einer HIV-Infektion von der Mutter auf das Kind heute auf unter 1% gesenkt werden. Falls eine Therapie rechtzeitig eingesetzt werden kann, gut wirksam ist und ohne Unterbruch eingenommen wird, dürfte das Risiko nahe bei Null, wenn nicht ganz bei Null liegen. Jedenfalls sind dem Autor keine Fallberichte bekannt, bei denen es trotz nachgewiesen optimaler Therapie der Mutter zur Infektion des Kindes kam.Tabelle 1: Zeitpunkt des Therapiestartes während SS

Unter anderen deutlichen Verbesserungen gibt die Empfehlung auch eine modifizierte Empfehlung zum otimalen Zeitpunkt des Therapiestartes (s. nebenstehende Tabelle). Da die Zeit bis zur vollständigen Suppression der Viruslast abhängig von der Viruskonzentration vor Therapiebeginn ist, ist der optimale Zeitpunkt abhängig von der Viruskonzentration. Ziel der Behandlung ist, dass die Viruslast anfangs der 36. SSW nicht mehr nachweisbar ist.

Im Lichte dieser deutlich verbesserten Voraussetzungen für eine Schwangerschaft einer HIV-positiven Frau, hat sich die FKT auch mit der Frage auseinandergesetzt, ob eine Entbindung durch Kaiserschnitt, wie dies heute die Regel ist, in jedem Fall zwingend empfohlen werden muss. Natürlich ist es schwierig, eine sichere Antwort auf diese Frage zu geben. Doch die Experten der FKT beurteilten das Risiko als so klein, dass unter besonders günstigen Voraussetzungen eine vaginale Entbindung mit der Schwangeren sicher diskutiert werden kann.

Die Sicherheit der Antiviralen Medikamente während der Schwangerschaft wird üblicherweise mit den vier Schwangerschaftskategorien A-D eingestuft (A:sicher, D:kontraindiziert). In den USA existiert ein sog. Aniretroviral Pregnancy Registry. Dieses Registry hat eine sorgfältig recherchiertes Consensus Paper mit den aktuellen Kenntnissen von Fertilitätsstörungen und Teratogenizität antiretroviraler Substanzen online als pdf file publiziert. 

Die Empfehlung der FKT ist auf der Homepage des BAG als pdf-file online abrufbar.

Zusätzlich zur kurzgefassten Version haben drei Mitglieder der FKT (Prof. Chr. Rudin, Dr. Markus Flepp, PD Dr. Pietro Vernazza), im Namen der Kommission ein ausführliches Dokument verfasst, in dem die Grundlagen dieser Empfehlungen dokumentiert sind. Auch das ausführliche Dokument ist als pdf-file online abrufbar.