Diagnostischer Wert der PCR im Liquor

Ein Erregernachweis mittels PCR gehört zu den sensitivsten Methoden zum Nachweis von viralen (Meningo-)Encephalitiden. Es fehlen jedoch gute Untersuchungen zur diagnostischen Wertigkeit der PCR bei viralen Meningitiden. Eine recht grosse Untersuchung von 787 Liquoranalysen versucht Klarheit zu schaffen.

Um es gleich vorweg zu nehmen. Auch diese Untersuchung im Journal Neurol Neurosurg Psychiatry kann nicht alle Fragen klären. Das Hauptproblem ist immer der Goldstandard. Wie kann eine Diagnose einer Meningoencephalitis definitiv gestellt werden. An diesem „Standard“ muss sich jede diagnostische Untersuchung orientieren.

Die Englischen Autoren verwenden in dieser Arbeit klinische und Laborkriterien um die Diagnose einer Encephalitis zu erhärten: Dabei ist beim klinischen Vollbild einer Encephalitis (Fieber, Kopfweh, qual/quant. Bewusstseinsstörung +/- Epianfälle) mit Zellerhöhung im Liquor eine Encephalitis sehr wahrscheinlich. Als unwahrscheinlich wurde die Diagnose eingestuft, wenn eine andere Diagnose gesichert war und als möglich, wenn eine Encephalitis als wahrscheinlichste Diagnose angesehen wurde.

Die Autoren kommen zum Schluss, dass sowohl die Art des Erregers wie auch der Zeitpunkt der Diagnostik für die Interpretation mitbeurteilt werden müssen. Ein Nachweis von HSV oder Enteroviren macht das Vorliegen einer entsprechenden Infektion sehr wahrscheinlich. Der Nachweis von EBV hingegen ist selten assoziiert mit einer Infektion mit dem Erreger.

Die höchste postive Ausbeute fand sich für die Liquor-PCR wenn diese nach 3-14 Tagen nach Symptombeginn abgenommen wurde.

Davies et al, 2005

Analoge Resultate fanden Cassinotti und Mitarbeiter vom IKMI vor einigen Jahren hier in St. Gallen für die HSV-PCR: In den ersten 1-2 Tagen der Symptomatik war der PCR-Nachweis bei später positiver PCR oft negativ. In der Arbeit von Denis et al. war der Negative Voraussagewert mit 85% nicht genügend hoch, um eine Encephalitis auszuschliessen. Der Positive Voraussagewert einer positiven PCR war mit 54% ebenfalls gering. 25% aller positiven PCR-Resultate fanden sich bei Patienten mit anderen Diagnosen. Insbesondere EBV und CMV sind relativ häufig unspezifisch positiv. Man vermutet, dass diese Genome einfach in Zellen nachweisbar sind, welche durch dienn entzündlichen Prozess in den Liquor gelangen, ohne dass diese Erreger mit dem Krankheitsbild etwas zu tun haben.

Die Tabelle 3 aus dieser Arbeit zeigt die wichtigsten klinischen Zeichen, welche mit einer viralen Meningo-Encephalitis einhergehen.

 

Quelle: Davies, Journal Neurol Neurosurg Psychiatry, 2005;76:82-7