Tuberkulose bei HIV-Infektion: Risiko beginnt sofort nach Infektion

Seit über 10 Jahren ist bekannt, dass die HIV-Infektion das Auftreten von Tuberkulose begünstigt. Bislang vermutete man, dass die fortgeschrittene Immunschädigung dafür verantwortlich sei. Doch eine neue Studie zeigt, dass das Risiko schon zu Beginn der Infektion ansteigt.

Die neue Studie im Journal of Infectious Diseases vom 15.1.05 unterscheidet sich von früheren Untersuchungen dadurch, dass in dieser Studie Personen mit frischer HIV-Infektion über Jahre hinweg verglichen wurden mit seronegativen Probanden. In einer retrospektiven Analyse wurden Kohortendaten analysiert. Dabei handelte es sich um eine Kohorte von Gold-Minenarbeitern in Südafrika. Insgesamt wurden 23″900 Männer in die KSonneberg et al: Nelson-Aalen cumulative hazard estimate ohorte eingeschlossen. Fast 18″000 waren HIV-negativ, knapp 3400 HIV-positiv zu Beginn der Untersuchung und 2737 Männer hatten eine HIV-Serokonversion, sodass bei diesen der genaue Zeitpunkt der Infektion bekannt war.

Das  Risiko, an Tuberkulose zu erkranken stieg in der HIV-positiven Population bereits im ersten Jahr der Infektion (s. Abbildung, Nelson-Aalen cumulative hazard estimate). Das Risiko war schon im ersten Jahr der HIV-Infektion doppelt so hoch als bei HIV-negativen Personen. Insgesamt war die Inzidenz für Tuberkulose mit 2.9/100 PY bei HIV-positiven deutlich höher als die 0.8/100 PY bei HIV-negativen.

Diese Resultate sind erstaunlich. Sie zeigen einmal mehr, dass die HIV-Infektion bereits sehr früh auch bei noch „guten“ CD4-Werten zu einer Veränderung der Immunantwort führt.

Quelle: Sonneberg et al, JID, 15.1.2005, S. 150-8

Beachten Sie auch das Editorial von Srikanthia et al. in der gleichen Nummer des JID.