St. Gallen – Ufa (Baschkortostan): Eine neue Zusammenarbeit?

Baschkortostan? Nie gehört! Schade, denn die Russische Republik Baschkortostan wurde auch schon als die "zweite Schweiz" bezeichnet. Nach ersten Sondierungen durch die DEZA zeichnet sich eine mögliche Zusammenarbeit mit Bashkortostan im Bereich AIDS ab.

Im Mai 2003 hat das Departement für Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) eine Delegation der drei Russischen Föderalistischen Republiken Bashkortostan, Nord-Ossetia-Alania und Inguschetien für einen Gedankenaustausch in Sachen AIDS nach St. Gallen eingeladen (wir berichteten auf infekt.ch). Unter der Federführung des DEZA hat vom 20.-23. Dezember 2004 eine St. Galler Delegation die Situation vor Ort sondiert und mit Regierungsvertretern von Baschkortostan sowie zahlreichen Vertretern aus AIDS-Institutionen und NGOs Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit geführt.

Bei diesen Gesprächen wurde rasch klar, dass die epidemiologische Situation von HIV in Baschkortostan etwa der Situation der Schweiz vor 15 Jahren entspricht. Die HIV-Infektion betrifft praktisch ausschliesslich (ca. 75%) Menschen, die für ihren Drogenkonsum gemeinsam benutzte Spritzen verwenden. Die HIV-Epidemie ist heute in einem Zustand, in dem sie möglicherweise noch rechtzeitig unter Kontrolle gebracht werden kann. Gerade die guten Erfahrungen aus der Schweiz mit der Einführung der Spritzen-Austauschprogramme wären für die Kontrolle der HIV-Epidemie in dieser Republik von höchster Bedeutung. Daher haben wir uns in unseren Gesprächen mit der Regierung vorwiegend für die Realisierung solcher für Russische Verhältnisse gewagten Intervention eingesetzt. Doch trotz der scharfen VerurteiluGesundheitsminister Bashkortostanng der Spritzenaustauschprogramme durch die Zentralregierung in Moskau hat der Gesundheitsminister zusammen mit dem Stadtamman der Hautpstadt Ufa sehr grosses Verständnis für unseren Vorschlag gezeigt. Ob es nun gelingt, zusammen mit den Kontaktpersonen in Ufa ein "Needle-Exchange-Programm" aufzustellen, wird sich zeigen. Doch man darf zuversichtlich sein, hat doch das staatliche Fernsehen noch während des Aufenthaltes unserer Delegation ein Interview mit Pietro Vernazza ausgestrahlt, in welchem er bereits auf die Dringlichkeit eines bald realisierbaren "harm-reduction programs" hinwies.

Bashkortostan_Delegation 1Das Bild links zeigt unsere Delegation mit Fr. J. Weiss Geser und PD Dr. Pietro Vernazza zusammen mit Vertretern des Nationalen AIDS-Zentrums und der Vize-Gesundheitsministerin Dr. med. Salia Murzabaeva. Im Bild rechts Pietro Vernazza mit dem Gesundheitsminister Dr. Fanil Shamigulov und der Vize-Ministerin, nach der Bekundung ihrer Bereitschaft, an einem gemeinsamen Plan für die weitere Zusammenarbeit im AIDS-Bereich zu arbeiten.

Weitere Informationen zu diesem Besuch mit dem Bericht sowie den Schlussfolgerungen folgen anfangs 2005.  Den Vortrag von P. Vernazza vor 270 versammelten InfektiologInnen, Dermato/VenerologInnen in Ufa vom 22. Dezember finden sie hier.

Was genau ist Baschkortostan?

Baschkortostan (auch Bashkortistan, Baschkortistan, Bashkortostan, Baschkirien) ist eine autonome föderalistische Republik Russlands. Es liegt westlich am Südfuss des Urals, somit noch knapp in Europa. Der Volksstamm der Bashkiren macht mit 1.4 Millionen etwa einen Drittel der gesamten Bevölkerung aus. Bashkiren und die drittgrösste Bevölkerungsgruppe (nach Russen) die Tataren, gehören zu den Völkern Turkotatarischer Herkunft und ihre Sprache gleicht somit dem Türkischen. Die Amtsprache in Bashkortostan ist allerdings Russisch. Weiterführende Informationen in Englisch finden sich auf der Homepage der Bashkir State University